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Berlin: Was passiert eigentlich mit den Deckeln?

Die Tonnen für weißes und für buntes Glas in meinem Hof werden an verschiedenen Tagen geleert, was strikte Farbtrennung vermuten lässt. Misstrauischer macht mich der Sattelzug, der sich auf derselben Tour den Inhalt der weißen, grünen und braunen Glas-Iglus am Straßenrand einverleibt.

Die Tonnen für weißes und für buntes Glas in meinem Hof werden an verschiedenen Tagen geleert, was strikte Farbtrennung vermuten lässt. Misstrauischer macht mich der Sattelzug, der sich auf derselben Tour den Inhalt der weißen, grünen und braunen Glas-Iglus am Straßenrand einverleibt. Er gehört zur Firma Karl Meyer, einem Subunternehmer der BSR-Tochter Berlin Recycling, die das Glas in ganz Berlin entsorgt. Ein Blick in den Anhänger zeigt dann doch separate Kammern für weißes, grünes und braunes Glas. Es sieht also vielversprechend aus, was die Lastwagen in der Sortieranlage in Velten nordwestlich der Stadt abkippen.

Dort gelten Lieferungen aus Berlin allerdings als zweitklassig, berichtet Stephan Hartramph, Vertriebschef von Berlin Recycling: Zu bunt durcheinander und viel anderes Zeugs dazwischen. Im vergangenen Jahr wurden sogar zwei Lieferungen aus Berlin wegen Vermüllung wieder weggeschickt. Sonst holt ein Helfer das Gröbste per Hand aus dem Glasberg, eine Maschine bläst Folien und Tüten weg. Danach laufen die Berliner Scherben meist zweimal an der Optik vorbei, die die falschfarbigen und „Fehlwürfe“ wie Keramik erkennt und von Luftdüsen herauspusten lässt. Für die besser sortierten Umlandscherben reicht in der Regel ein Durchlauf. Metalldeckel fischt ein Magnet heraus, gewaschen wird das Glas ebenfalls, und die hohen Schmelztemperaturen sind die beste Hygiene. Die ist auch wichtig, denn anders als beispielsweise Kunststoff wird Glas immer wieder als Verpackung für Lebensmittel verwendet. Der Schwund hängt vor allem von der Größe der Scherben ab: Staub lässt sich nicht mehr sortieren.

Auf der anderen Seite der Stadt, im Glaswerk Neuenhagen, ersteht das Wald- und Wiesenglas in Gestalt von Konserven und Flaschen wieder auf. Das funktioniert beliebig oft und braucht nur ein Minimum frischer Rohstoffe, um die Farben rein zu halten. „Je besser man trennt, desto sicherer kann man sein, dass es wirklich recycelt wird“, resümiert Hartramph. Probleme hätten die Glashütten nur mit Keramik- und Bleikristallscherben, etwa von Trinkgläsern.

Glasrecycling bedeutet fast ewiges Leben ohne Weltreisen. Bezahlt ist die Wiederverwendung schon beim Kauf: Als Verpackungen ist für Flaschen und Gläser eine Lizenzgebühr an die Dualen Systeme wie den Grünen Punkt fällig.

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