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Berlin: Was wird aus dem Kalifen von Köln?

Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. „Die arabischstämmige und islamistische Vereinigung Hizb ut-Tahrir ist verboten worden“, hieß es am Donnerstag kurz und knapp auf der Titelseite der Hürriyet in einem kleinen Block rechts unten.

Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

„Die arabischstämmige und islamistische Vereinigung Hizb ut-Tahrir ist verboten worden“, hieß es am Donnerstag kurz und knapp auf der Titelseite der Hürriyet in einem kleinen Block rechts unten. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte das Verbot verhängt. Auf Seite 15 ging es weiter, aber ebenfalls nur mit einer kurzen Meldung mit den wichtigsten Fakten.

Auch in anderen türkischen Zeitungen gab es weder große Aufmacher noch ausführliche Texte zu den Aktivitäten der Organisation. „Wenn das eine türkische Organisation gewesen wäre, hätten die Titelseiten an diesem Tag ganz anders ausgesehen“, sagte gestern der Leiter des Hürriyet-Büros in Berlin, Ahmet Külahci. Hizb ut-Tahrir ist in der Tat „nur“ in Europa und Zentralasien aktiv und somit für Leser, die auf das Land am Bosporus fixiert sind, relativ unbedeutend.

Eine andere Nachricht wurde dagegen zum Aufmacher der Europa-Seite der Hürriyet am Freitag. „Wer sagte noch einmal, dass er politisch verfolgt ist?", titelte die Zeitung etwas zynisch. Denn Bundesinnenminister Schily zeigte sich in der vergangenen Woche zuversichtlich, dass es zu der Auslieferung des als „Kalif von Köln" bekannte Islamistenführers, Metin Kaplan, kommen könnte. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht will jetzt prüfen, ob der fünfzig Jahre alte Türke zurück in seine Heimat geschickt werden kann. Das Gericht hat bereits einen Auslieferungs-Haftbefehl erlassen, damit er am Ende seiner vierjährigen Haftzeit im März nicht aus dem Gefängnis entlassen werden kann. Kaplan war wegen Aufrufs zum Mord an einem Rivalen in Berlin zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

„Einst hat ihn Deutschland in seine Arme genommen und ihm Asyl gewährt. Nun windet sich das Land, um ihn ausweisen zu können", hieß dazu in den Unterzeilen des Aufmachers. Der folgende Text klang genauso verbittert: „Wie bekannt ist, hat die Türkei unzählige Male vor seiner Organisation gewarnt, die in der Türkei verboten ist.“

In der Tat hatten die EU-Länder in der Vergangenheit islamistischen Extremisten Asyl gewährt, die an der Zerstörung der säkularen Grundlagen ihrer Heimatländer arbeiten. Bereits der verstorbene Vater von Metin Kaplan, Cemalettin Kaplan, trug den Titel „Kalif von Köln".

Suzan Gülfirat

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