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Wasser

© dpa

Wasserbetriebe: Alles bleibt im Fluss

Trotz Klimawandels und längerer Trockenperioden – die Trinkwasserversorgung Berlins ist gesichert.

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) wollen drei Wasserwerke endgültig stilllegen und ein ehemaliges wieder in Betrieb nehmen. Das sieht ein gestern präsentiertes Konzept vor, das die Trinkwasserversorgung der Stadt bis 2040 sichern soll. Denn die wird durch den Klimawandel mit vermutlich längeren Trockenperioden eher schwieriger als einfacher.

Veränderungen ergeben sich vor allem für die Anwohner rund um die stillgelegten Wasserwerke Altglienicke (außer Betrieb seit 1993), Buch (seit 1997) und Jungfernheide (seit 2001): Die dortigen Wasserschutzgebiete werden aufgehoben, so dass Baubeschränkungen, etwa für Straßen, Industrie und Erdwärmeheizungen wegfallen. Das Wasserwerk Jungfernheide soll jedoch weiter genutzt werden, um den Grundwasserspiegel der Umgebung zu regulieren. Seit Jahren zahlt der Nachbar Siemens den Wasserbetrieben Geld, um einen trockenen Keller zu behalten. An den anderen Standorten soll sich für die Nachbarn nichts ändern. Das Werk in Buch ist denkmalgeschützt, um das in Altglienicke bemüht sich eine Bürgerinitiative.

In Johannisthal investieren die BWB rund 25 Millionen Euro, um das dortige Wasserwerk bis 2014 neu aufzubauen. Es existiert bereits seit 1901, wird aber seit 2001 nur noch als Pumpstation und zur Grundwasserregulierung genutzt.

Die Auswirkungen des Konzepts auf die Wassertarife bezeichnete BWB-Vorstandschef Jörg Simon als „relativ marginal“. Zugleich betonte er aber, dass 80 bis 90 Prozent der Kosten bei den BWB fix seien – wohl ein Hinweis darauf, dass es bei den zu Jahresbeginn eingeführten Grundpreisen ab knapp sechs Euro pro Jahr nicht bleiben wird. Zuvor wurde das Wasser nur nach Verbrauch abgerechnet. Je höher der Anteil des Grundpreises an den Gesamtkosten ist, desto weniger lohnt sich für den Einzelnen das Sparen.

Der Wasserverbrauch der Stadt ist seit 1989 um gut 45 Prozent gesunken. Zurzeit nutzt der Durchschnittsberliner 111 Liter pro Tag. Simon rechnet nach eigener Aussage mit einem weiteren Rückgang um jährlich ein bis zwei Prozent.

Wobei die Wasserbetriebe von „Gebrauch“ sprechen statt von „Verbrauch“, denn tatsächlich bleibt das Wasser großenteils in der Region: Das geklärte Abwasser wird wieder in die Gewässer eingeleitet. Und in denen steht es vor allem im Sommer immer länger, weil aus Brandenburg über Spree und Havel zu wenig nachfließt. Ein Ingenieurbüro hat für die Wasserbetriebe einen ungünstigen Fall untersucht, nämlich einen um 41 Prozent gesunkenen Zufluss bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum von 3,4 auf 3,6 Millionen Menschen. Ergebnis: Die Klärung wird aufwändiger, aber der Nachschub bleibt gesichert. Als einziger Problemfall der künftig zehn Berliner Wasserwerke gilt das in Tegel. Sollte dort die Qualität nicht mehr stimmen, können andere Werke mehr fördern. Größter Lieferant bleibt dabei das Wasserwerk Friedrichshagen am Müggelsee.

Berlin ist als „Selbstversorger“ eine Ausnahme unter den europäischen Großstädten. Mehr als die Hälfte des Wassers wird aus Uferfiltrat gewonnen, also in der Nähe von Gewässern aus dem Boden gepumpt. Der reinigt das Wasser so gut, dass es chemisch nicht aufbereitet werden muss; nur Eisen wird herausgefiltert.

Wegen des sinkenden Nachschubs wollen die Wasserbetriebe künftig aber verstärkt an der sogenannten vierten Reinigungsstufe forschen, mit der beispielsweise Medikamentenrückstände herausgefiltert werden können. Deren Konzentration lässt sich erst dank neuer Messmethoden genau untersuchen – und gilt bislang als unbedenklich.

Während Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) das Konzept als gute Nachricht sieht, kam von der Opposition Kritik: Den Grünen kommen Naturschutz und Altlastenprobleme in dem Gutachten zu kurz, und die FDP warf dem Senat vor, „null Einsatz für eine verbraucherfreundliche Tarifgestaltung“ der in Berlin vergleichsweise hohen Wasser- und Abwasserpreise zu zeigen.

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