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Kindergarten Morgenland

© Kai-Uwe Heinrich

Wedding: Islamische Kita unter Beobachtung

Der islamische Kindergarten "Morgenland“, der im Mai in Berlin-Wedding eröffnet wurde, soll besonders kontrolliert werden. Die Betreiber akzeptieren das, sie hätten "nichts zu verbergen".

Von Sandra Dassler

Ein schwarzbezopftes Mädchen flitzt über den Flur: „Deine Mama ist da“, ruft sie dem dreijährigen Knirps im Waschraum zu. Der stürzt sich jauchzend in die Arme seiner Mutter. Die acht Mädchen und Jungen, die in den Räumen der „Kita Morgenland“ Bobbycars fahren oder mit Puppen spielen, unterscheiden sich nicht von ihren Altersgefährten in anderen Kindertagesstätten. Sie tragen auch keine Kopftücher, wie das manche Journalisten, die an diesem Mittwochvormittag in die Brunnenstraße 70 in Wedding gekommen sind, vielleicht erwartet haben.

Die „Kita Morgenland“ hat einen Träger, der verdächtig ist, islamistischem Gedankengut nahe zu stehen. Wie berichtet, hatte der Verein „Morgenland“ im Februar einen Antrag auf Betrieb einer islamischen Kita gestellt. Da der damalige Vorsitzende Sinan W. bis 2004 Kontakt zu islamistischen Partei Hizb-ut-Tahrir unterhielt und volksverhetzende Texte ins Internet stellte, verweigerte das Landesjugendamt zunächst die Kita-Genehmigung. Sinan W. trat daraufhin zurück, sein Vater Michael W. übernahm die Führung des Vereins. Nun genehmigte das Landesjugendamt die Kita – unter Auflagen und angekündigten besonderen Kontrollen.

„Die können jederzeit kommen, wir haben nichts zu verbergen“, sagt Ilknur W. ein wenig trotzig. Die 25-Jährige ist die Ehefrau von Sinan W. und eigentlich, erzählt sie, war die Kita ihre Idee: „Ich habe als Verwaltungsleiterin in einem normalen Kindergarten am Leopoldplatz gearbeitet. Da haben muslimische Mütter immer mal wieder nachgefragt, ob es keine Möglichkeit gäbe, in Wedding eine islamische Kita einzurichten. Sie wollten, dass ihre Kinder mit ihren Traditionen aufwachsen, dass sie zum Beispiel merken, dass der Ramadam etwas Besonderes ist.“

Ilknur W. trägt ein schwarzes Gewand und ein schwarzes Kopftuch. Sie sei hier nur zu Besuch, erklärt sie, für die pädagogische Arbeit gäbe es Erzieherinnen. Die junge Erzieherin, die kein Kopftuch trägt, sondern eine moderne Bluse zur weißen Jeans, begleitet die Zwei- bis Fünfjährigen zum Händewaschen vor dem Essen. Hier gibt es nur Halal-Speisen, die nach islamischen Regeln und ohne Schweinefleisch zubereitet sind. Das und der Umgang mit islamischen Feiertagen sei der einzige Unterschied zu anderen Kitas, sagt Ilknur W. Die Kinder dürften schwimmen und malen und Deutsch sprechen – schon, weil sie aus türkischen, litauischen, bosnischen und arabischen Familien kämen.

Nicht alle glauben das. Bilkay Öney, die migrationspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, sagte gestern, man hätte schon bei der Genehmigung verfassungsfeindliche Tendenzen ausschließen müssen. Die CDU kritisierte, dass die Genehmigung überhaupt erteilt wurde. Der Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Bernhard Kempf, wies die Kritik zurück. Man werde kontrollieren, dass demokratische Regeln eingehalten würden, sagte er. Der Senat versuche, ja gerade die muslimischen Kita-Träger einzubinden. „Wenn wir sie an unserem Bildungsprogramm beteiligen und daher kontrollieren können, ist das doch besser als wenn wirkliche Extremisten in irgendwelchen Hinterhöfen unbemerkt ihr Süppchen kochen“, sagte Kempf.

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