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Berlin: Wegen Egoismus gesperrt: Neptun hebt die Forke gegen Strieder

Zur Stadtentwicklung unserer Tage gehört Verrücktes. Wir sprechen von Senator Strieder und dem Neptunbrunnen.

Zur Stadtentwicklung unserer Tage gehört Verrücktes. Wir sprechen von Senator Strieder und dem Neptunbrunnen. Die Sache mit dem Begasschen Hauptwerk hat einen ehrsamen, ja selbst zur Kaiserzeit erkennbar republikanischen Hintersinn. Wenn also der Sozialdemokrat Strieder mal bitte herhören möchte.

Unser Neptunbrunnen ist der verrückteste aller verrückten Brunnen Berlins. Er hatte - ein Auftragswerk der Stadt - ursprünglich auf den Dönhoffplatz gestellt werden sollen. Dann aber platzierte man ihn Kaiser Wilhelm Zwo unters Fenster und zwar auf dem eigentlichen Schloßplatz zwischen Marstall und südlichem Schlossportal. Die Stadt Berlin machte den Brunnen dem Fürsten zum Geschenk. Mit frechem Hintersinn. Seit 1969 steht der Brunnen auf dem namenlosen Platz zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus.

Als er dem Kaiser unters Fenster gebaut wurde, war Max von Forckenbeck Oberbürgermeister. Und was für einer! Es gehörte zum guten Ton Berlins, wider den Stachel staatlicher Oberhoheit zu löcken. Um allfälligen Fortschritts in Verwaltung, Verkehr wie Kultur willen, legte sich Forckenbeck immer wieder mit jenen Kräften an, die von Berlin aus fürs große Ganze Staat zu machen suchten - und bremsten. Und da platzte der Brunnen mit dem Neptun als Mittelpunkt ins Bild. Das Insignium des Meergottes ist die Forke. Diese zeigte Berlin dem Kaiser. Und ehe noch das Wasser ins Becken schoss, spie der freche Volksmund den Begriff "Forkenbecken" für den Kaiser.

Es spielt keine Rolle, wer den Wasserhahn aufdreht. Aber er muss noch heute, am Sonnabend, aufgedreht werden. Dem Senator Strieder sei gesagt, dass Neptuns Forke noch immer eine hintersinnige Waffe ist, mit der an jener Stelle gepiekt wird, sei er nun Kaiser oder Senator, die sich auf den Volkswillen reimt: Wasser marsch!

Ekkehard Schwerk

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