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Berlin: Wegen Überfüllung geschlossen

Berlin: ein Ballon? Nun ja.

Berlin: ein Ballon? Nun ja. Zwar hängt dort hinten, weit im Westen, als schwarzer Kreis die Silhouette des Ballons vom Potsdamer Platz im Himmel. Aber die Stadt liegt da wie ein flauschiger Teppich, weit ausgebreitet zu beiden Seiten der Spree, und ein Kind hat hie und da Bauklötzchen verstreut: die Hochhäuser am Horizont. Der Blick ist atemberaubend hier oben auf dem Dach des Universal-Hauses an der Oberbaumbrücke. Doch da stand Tim Renner nicht, Chef der Deutschland-Abteilung des weltgrößten Musikkonzerns, die am Sonnabend ihren Umzug nach Berlin feierte, als er die Stadt „den größten urbanen Ballon Deutschlands“ nannte.

Renner sprach auf einer Ponton-Bühne, die auf der Spree schaukelte. Es war gegen sechs Uhr am Abend, und schon hatten sich an die tausend Gäste versammelt bei der größten Einzugsparty seit langem. Es sollten 6000 kommen, aber schon um halb zehn wurden die Tore zum ersten Mal zugemacht – Überfüllung. Und dass, obwohl die Häppchen bezahlt werden mussten, Pasta für drei, Obstsalat für zwei Euro. 500 Angestellte der Deutschlandzentrale von Universal arbeiten seit Montag am Spreeufer, in einem ehemaligen Eierkühlhaus gleich bei der Oberbaumbrücke, der Senat freut sich über einen der größten Ansiedlungserfolge seit der Wende – er hat ihn auch mit einigen Millionen Euro gefördert.

„Es ist schon bitter, wenn gleich mehrere Freunde nach Berlin ziehen“, sagt Johannes, ein junger Hamburger Architekt und blickt in seinen Gin-Tonic. Sein Büro hat die Entwürfe für die Inneneinrichtung des 3. und 4. Stockwerks geliefert; eine Aufgabe, um die Universal „Freunde“ gebeten habe: Berkannte von Mitarbeitern. So läuft ja auch das Musikgeschäft – über Beziehungen, Kontakte, Cliquen und Szenen. Deshalb wird Universal wohl auch noch Geschäftspartner nach Berlin ziehen; deshalb auch war die Party so voll.

So viele junge Männer! So viele junge Frauen! Und gutaussehend allesamt – das Gedränge zugleich eine Orgie fürs Auge. Manche wird man vielleicht wiedersehen in ein paar Jahren, im Fernsehen, auf der Bühne, weil sie „Stars“ geworden sind wie die, die auf der Spreebühne, im ersten Stock oder auf dem Dach das Musikprogramm besorgten.

Das Dach des Universal-Hauses. Neuntes Stockwerk. Wenig schönere Orte gibt es in Berlin. Sechs Mal musste man sich anstellen, sechs Stempel in seinen Einladungs-Pass drücken lassen, um hinauffahren zu dürfen. Da hatten einige Gäste entnervt aufgegeben.

Im Westen geht die Sonne unter. Hinterm Fernsehturm glühen die Wolken wie flüssiges Silber, wie Gold dann. Und im Osten, man braucht sich nur umzudrehen, spannt sich über den großen Teppich der Stadt, von Marzahn bis Lichtenrade – ein Regenbogen. Herzlich willkommen, Universal! Holger Wild

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