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Berlin: Weibliche Verstärkung für die PDS-Boygroup Linkspartei wählt Carola Bluhm an Fraktionsspitze

Sie will es dem Koalitionspartner SPD nicht zu leicht machen. Das hat Carola Bluhm schon bei ihrer Bewerbung deutlich gemacht, die sie Anfang des Monats bekannt gab.

Sie will es dem Koalitionspartner SPD nicht zu leicht machen. Das hat Carola Bluhm schon bei ihrer Bewerbung deutlich gemacht, die sie Anfang des Monats bekannt gab. „Wir werden als etablierte Partei wahrgenommen“, sagte sie damals über das Bild der PDS in der rot-roten Koalition. „Sind wir aber gar nicht!“

Die neue Fraktionsvorsitzende der Linkspartei/PDS im Abgeordnetenhaus will nach den Einbußen bei der Wahl das linke Profil ihrer Partei schärfen – vor allem gegenüber den Sozialdemokraten. Am Dienstag wählten die PDS-Parlamentarier die 43-jährige Soziologin an ihre Spitze. 22 von 23 Abgeordneten waren anwesend, 18 wählten Bluhm. Prozentual übertrifft sie das Wahlergebnis ihres Vorgängers Stefan Liebich. Der 33-Jährige wurde auf eigenen Wunsch als Stellvertreter gewählt, ebenso Marion Seelig und Martina Michels, bislang Vizepräsidentin des Parlaments. Liebich will sich mehr um sein Privatleben kümmern und verzichtete auf das, was Bluhm „einen der spannendsten Jobs der Stadt“ nennt.

In der Vergangenheit war sie immer mal wieder als Senatorin im Gespräch. 2001 ging jedoch ihr damaliger Lebenspartner Thomas Flierl, mit dem sie zehn Jahre zusammen war, in den Wowereit- Senat. Bluhm zog stattdessen die Fäden im Hintergrund, profilierte sich als Fachfrau für Bildung und Arbeit. Ihre beiden Lieblingsthemen will die Profi-Politikerin, die schon von 1996 bis 2001 die PDS-Fraktion zusammen mit Harald Wolf führte, auch im neuen Amt verfolgen. Wer immer im neuen rot-roten Senat für Bildung und Arbeit zuständig ist, kündigte sie kürzlich an, der wird mit ihren Einmischungen rechnen müssen.

Die Mutter zweier erwachsener Kinder, die von 1982 bis 1990 in der SED war und seit 1991 für die PDS im Abgeordnetenhaus sitzt, sieht ihre Wahl auch als Zeichen dafür, dass Frauen in der Politik stärker vertreten sein sollten. „Jetzt ist Schluss mit dem Gerede von der Boygroup und den Männerbünden“, sagte auch Stefan Liebich, als er und Bluhm kürzlich die Veränderung bekannt gaben. Das bezog sich auch auf Kritik, die das Führungstrio Liebich, Parteichef Klaus Lederer und Spitzenkandidat Harald Wolf zuvor wegen des schlechten Wahlergebnisses hatte einstecken müssen. Spätestens seit dem 17. September pochte ein starkes Frauennetzwerk bei der Linkspartei darauf, an der Spitze sichtbarer vertreten zu sein. Jetzt ist Bluhm bei allen wichtigen Treffen mit von der Partie.

Für die SPD bringt der Wechsel Unsicherheit. Deren Partei- und Fraktionschef Michael Müller war mit Stefan Liebich ein eingespieltes Team, die weitgehend reibungslose rot-rote Kooperation gilt zum erheblichen Teil als Verdienst der beiden. Gelegentlich trafen sie sich auch mal samt Partnerinnen zu viert zum Abendessen. Mit Bluhm muss Müller erst warm werden. Unüberwindbare Probleme erwartet die SPD aber nicht. Bluhms Verlässlichkeit und Kompetenz schätzen auch die Sozialdemokraten.

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