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Weihnachten: Bummeln mit Gutschein

Das Weihnachtsgeschäft lief für den Handel mäßig. Doch am Sonntag waren viele Läden gut besucht.

Der Einzelhandel verabschiedet sich mit leichten Umsatzeinbußen vom alten Jahr. Nach Einschätzung des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg ist in diesem Jahr ein Umsatzrückgang von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Auch das Weihnachtsgeschäft sei verhaltener als im Vorjahr verlaufen. „Wir haben keinen Grund zu jubeln“, sagte Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen. Aber insgesamt sei der Einzelhandel im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen im Jahr der Krise stabil geblieben.

Am letzten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres und wenige Tage nach Heiligabend zeigten sich die Berliner in Einkaufszentren wie dem „Schloss“ in Steglitz und den „Spandau Arcaden“ recht einkaufsfreudig. Die Geschäfte machten laut Busch-Petersen vielfach gute Umsätze, auch, weil viele Kunden ihre Weihnachtsgutscheine einlösten. Bereits kurz vor Öffnung der Läden um 13 Uhr waren zahlreiche Sonntagsbummler in den Arkaden am Potsdamer Platz unterwegs, um ihr Weihnachtsgeld auszugeben.

Oliver, 25, und Nadine, 23, aus Hellersdorf wollten sich lieber ihre Wünsche selbst erfüllen - mit den Geldgeschenken von der Verwandtschaft. Ein Charlottenburger Ehepaar in den Fünfzigern, das anonym bleiben wollte, findet den verkaufsoffenen Sonntag toll – ein Wintermantel steht auf ihrem Einkaufszettel. Derzeit sind auch viele Touristen in der Hauptstadt unterwegs. Für Phillip und Verena Reimer aus Santiago de Chile ist das Sonntagsshopping was ganz alltägliches. „Bei uns in Chile haben die Läden nur an drei Tagen im Jahr geschlossen.“ Das junge Ehepaar löst einen Gutschein bei der Parfümerie Douglas ein, der Zettel lag für sie unter dem Weihnachtsbaum.

Die Händler waren aber geteilter Meinung über die Gewinnerwartungen am letzten verkaufsoffenen Sonntag. Die einen zeigten sich bereits kurz nach Ladenöffnung zufrieden. „Kaum hatte ich den Laden offen, war er voll“, strahlt ein Mitarbeiter des Sportartikelherstellers Puma. Auch das Küchenfachgeschäft WMF freute sich über zahlreiche Kundschaft. Vor oder nach Weihnachten – alle verkaufsoffenen Sonntage liefen gut, insbesondere die in der Adventszeit. Eine Mitarbeiterin eines Luxusschmuckgeschäftes klagte indes über flauen Umsatz. „Die Leute kommen vor allem, um ihre Geschenke umzutauschen.“ Alles in allem mache der letzte verkaufsoffene Sonntag für den Laden mehr Aufwand. Sie selbst würde sich „heute lieber in meinem Sessel lümmeln und ein Buch lesen“. Auch die Verkäuferin einer Drogerie sagt: „Wir machen heute weniger Umsatz als vor Heiligabend.“ Nicht alle Geschäfte in den Arkaden waren geöffnet. Vor verschlossenen Türen standen verwunderte Kunden beim Modegeschäft H&M.

Die relative Zurückhaltung der Berliner im Weihnachtsgeschäft sieht Verbandsgeschäftsführer Busch-Petersen nicht als Anzeichen dafür, dass im kommenden Jahr noch mehr gespart wird. Nach seiner Einschätzung wird 2010 für den Handel aber auch nicht besser. Angesichts der Wirtschaftskrise der vergangenen zwei Jahre ginge es dem Einzelhandel dennoch nicht schlecht, betont der Verbandschef. „Wir können nur hoffen, dass die Beschäftigtenzahlen stabil bleiben.“ Denn Arbeitnehmer seien eben zugleich zahlungskräftige Kunden.Matthias Lehmphul

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