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Berlin: "Weihnachten in Charlottenburg": Hummer für den Familienvater

Der Familienvater bekam Hummer und Kaviar, während sich die Mutter mit Geschenken "praktischer Art" wie Kolonialwaren und Fleischextrakt begnügen musste - so beschreibt Adelheid Mommsen, eine der Töchter des Historikers und Nobelpreisträgers Theodor Mommsen, ein bürgerliches Weihnachtsfest in Charlottenburg um das Jahr 1880. Ganz anders ging es zu, als Mitglieder der "Kommune 1" am Stuttgarter Platz 1971 in einer anderen Kommune feierten: "Um die Weihnachtsfresserei hatten wir Tage vorher erbittert diskutiert", notierte ein Teilnehmer.

Der Familienvater bekam Hummer und Kaviar, während sich die Mutter mit Geschenken "praktischer Art" wie Kolonialwaren und Fleischextrakt begnügen musste - so beschreibt Adelheid Mommsen, eine der Töchter des Historikers und Nobelpreisträgers Theodor Mommsen, ein bürgerliches Weihnachtsfest in Charlottenburg um das Jahr 1880. Ganz anders ging es zu, als Mitglieder der "Kommune 1" am Stuttgarter Platz 1971 in einer anderen Kommune feierten: "Um die Weihnachtsfresserei hatten wir Tage vorher erbittert diskutiert", notierte ein Teilnehmer. Statt Adventsliedern ertönten die Rolling Stones.

"Weihnachten in Charlottenburg", heißt die gestern eröffnete Ausstellung des Heimatmuseums, für die Schilderungen und Fotos von Bürgern zusammengetragen wurden. Das Sammler-Ehepaar Boeck steuerte Dekorationen wie Krippenspiele, Nussknacker und Weihnachtspyramiden bei.

Von der Nazizeit handelt der Text "Weihnachtserinnerungen eines Antifaschisten", in dem sich der Verfasser über Winterhilfswerk-Sammlungen der SA und die angeordneten "Eintopfsonntage" im Jahr 1933 ärgert: "In keinem Haushalt soll da das Mittagessen mehr als fünfzig Pfennig kosten. Die Sammler kommen manchmal in die Wohnungen, sie kontrollieren die Kochtöpfe." Aus dem Jahr 1935 stammen Erinnerungen des jüdischen Lyrikers Ludwig Greve, der sich angesichts des Nationalsozialismus entschloss, mit seiner Familie das Chanukka-Fest statt Weihnachten zu feiern. Manche Texte wurden eigens für die Ausstellung verfasst, die übrigen Büchern entnommen.

"Typisch für die Nachkriegszeit" nennt Museumsleiterin Birgit Jochens ein paar Fotos, auf denen die Wohnungsnot erkennbar ist. So feiert eine junge Familie im engen "Wohn-Schlaf-Zimmer" der Schwiegereltern. Auf älteren Fotos ist der Heiligabend als bürgerliches Idyll zu sehen: Ein kleines Mädchen im Engelskostüm singt, begleitet vom Klavier spielenden Vater.

Neu aufgelegt hat das Heimatmuseum übrigens auch seine Weihnachtsausstellung aus dem Vorjahr. Diese widmet sich unter dem Titel "Himmlische Heerscharen" den Engeln und beginnt am 5. Dezember im alten Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz. CD

Die Schau \"Weihnachten in Charlottenburg\" läu

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