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Berlin: Weihnachtliche Mehrstimmigkeit

Gelegentlich können auch Liebhabern der Gemäldegalerie am Kulturforum Zweifel ankommen, ob die große, ziemlich kahle Halle in ihrer Mitte nicht ein bisschen zu groß und zu kahl ist (trotz der Skulpturen, die dort jetzt stehen). Aber einmal im Jahr schlägt ihre Stunde.

Gelegentlich können auch Liebhabern der Gemäldegalerie am Kulturforum Zweifel ankommen, ob die große, ziemlich kahle Halle in ihrer Mitte nicht ein bisschen zu groß und zu kahl ist (trotz der Skulpturen, die dort jetzt stehen). Aber einmal im Jahr schlägt ihre Stunde. Nicht die rettende Stund’ des Weihnachtsliedes, aber doch ein Anlass, der Wandelhalle, Ausstellungssäle und Foyer wundersam belebt. Dann nämlich, wenn der KaiserFriedrich-Museums- Verein seinen vorweihnachtlichen Abend veranstaltet. Das bewährte Rezept dieses liebenswürdigen Höhepunkts Berliner Advents-Events bewährte sich auch am Sonntagabend: Kunst-Vergnügen beim Flanieren in den Sälen des Museums, weihnachtliche Musik, gutes Büfett. 400 Mitglieder und Gäste, dazu die Mitarbeiter des Museums konnte Vereinsvorsitzender Tessen von Heydebreck begrüßen. Wieder sang der Belcanto- Chor Berlin : gleichsam eine schwarz-rot gekleidete Chor-Schranke zwischen den weißen Säulen, die mit weihnachtlicher Mehrstimmigkeit den notwendigen Hauch von Festlichkeit verbreitete. Und die Interpretation eines Lieblingsbildes, mit dem in jedem Jahr ein geladener Gast den Abend einleitet? Da ergab es sich, dass Kultur-Staatsministerin Christina Weiss einmal vom Streit um Fördergelder und Kompetenzen lassen konnte, um in ihre Vergangenheit als Literatur- und Kunsthistorikerin zurückzukehren. Sie tat es mit Lust und Enthusiasmus und spann – professionell, leicht provokativ – aus einem denkbar unadventlichen Bild, einer Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers von Bernardo Strozzi, einen weit ausholenden Faden quer durch die Kunstgeschichte. Beleuchtete andere männermordende Frauen, wagte einen sidestep zu Kleists Penthesilea, huldigte der „Polysemie“, der Vieldeutigkeit – und endete bei einem Plädoyer für die Nutzung des Bilderschatzes unserer Geschichte: Ohne ihn könnten wir „nicht leben“, weil wir sonst den Bildern unserer Gegenwart „hilflos ausgesetzt“ wären. Lebhafer, anerkennender Beifall. Anna-Maria Erlen , die stellvertretende Vorsitzende, nahm ihn als Ermunterung für die Arbeit des Vereins. Nächstes Ziel: ein Fundraising-Dinner im Februar. Rdh.

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