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Der Wahrsager Bernd G. Kreuzer, besser bekannt als Ashlati El Fantadu, in seinem Zelt auf dem nostalgischen Weihnachtsmarkt

© Mike Wolff

Weihnachtsmarkt in Berlin: Wahrsager sagt Vergangenheit voraus

Wahrsager Ashlati El Fantadu hat eine Glaskugel, ein Zelt und einen Platz auf dem Weihnachtsmarkt. Der „sensitive Lebensberater“ heißt eigentlich Bernd Kreuzer und war mal Chemiefacharbeiter in Essen.

Schon der Name: Ashlati El Fantadu! Und dann sein Motto: „Komme als fragender Gast und gehe als wissender Freund.“ Ist das nicht schon ein wenig mystisch? Außerdem der Habitus, das ganze Drum und Dran auf dem „Nostalgischen Weihnachtsmarkt“ zwischen Schloss-Rohbau und Staatsratsgebäude: Herr Fantadu duzt dich gleich, kaum hast du die Mini-Hütte über einen kleinen roten Teppich betreten.

Der 67-Jährige mit dem wallenden Bart trägt ein Barett auf dem Kopf mit einer wippenden weißen Feder obendrauf, „die symbolisiert meine neuen, jungfräulichen Gedanken“. Treuherzig und fragend blicken die Augen, in denen sich das Flackern des elektrischen Kamins spiegelt. Auf dem Tisch liegen griffbereit Tarot-Karten, selbst verfasste Bücher, ein Handleseleitfaden. Und das Manuskript eines Liebesromans. Draußen tobt das Leben, hier sitzt du wie im Mittelalter, fehlt nur noch die Katze.

Bernd macht auch Wahrsagen aus der Ferne - per Fax

Plötzlich klingelt Ashlati El Fantadus Handy. „Ja, hier ist der Bernd. Du, ich ruf zurück.“ Der Ehemann vom Bernd muss sich gedulden. Bernd Kreuzer alias El Fantadu tut, was er schon tausendmal getan hat: Er diktiert dem Menschen von der Zeitung seine Geschichte. Dass er vor 40 Jahren durch Zufall sein Talent fürs Kartenlegen entdeckte und danach das fürs handgelesene Schicksal. Beides wollte er eigentlich nicht, beides war des Teufels.

Kann diese Kugel lügen? Ashlati El Fantadu an seinem Arbeitsplatz.
Kann diese Kugel lügen? Ashlati El Fantadu an seinem Arbeitsplatz.

© Mike Wolff

Aber dann machte der Chemiefacharbeiter aus Essen daraus einen nicht uneinträglichen Beruf, nennt sich jetzt „sensitiver Lebensberater“ und „sagt dir deine Vergangenheit voraus“. Vier Jahrzehnte, bei Volksfesten aller Art, neuerdings auch im Fernsehen.

Man muss nur die Handfläche zu Bernd faxen, den Rest erläutern ihm Erfahrung und der sechste Sinn. „Man braucht für so etwas viel Gefühl, und ich bin ein Sensibelchen“, sagt er.

Manchmal erzählt die Hand auch das Leben der Eltern

Vor dem Zelt frieren unterdessen drei junge Frauen, die endlich wissen wollen, ob es mit der Liebe und der Frauenquote klappt. Beglückt kommen sie von der Beratung zurück: „Ich war schon mal voriges Jahr hier, und da hat er mir haargenau dasselbe gesagt. Selbst die Vergangenheit bis in den Mutterleib. 'Schon vor der Geburt hattest du große Schwierigkeiten', las der aus meiner Hand. Woher weiß er, dass ich damals beinahe ertrunken und an der Nabelschnur erstickt wäre?“

Wer so etwas aus der Hand liest, dem glaubt man auch alle anderen Prophezeihungen. „Eine Hand erzählt das ganze Leben“, sagt Bernd Kreuzer, „manchmal auch das Leben der Eltern.“ Und zur Deutung der „Line of the Head“ oder vom „Mount of Venus“, wie es draußen am Zelt steht, kommt die Eigenschaft, mit dem Herzen zu sehen. Das tut er seit Jahrzehnten auch in Berlin.

Wie geht es Berlin im nächsten Jahr?

Der Nostalgische Markt am Operncafé hatte es ihm zwölf Jahre lang angetan, der neue Standort vorm Staatsratsgebäude ist nicht gerade publikumsfreundlich, wiewohl es hier eine sehr gepflegte Auswahl an Geschenken gibt. Der nimmermüde Gaukler und Seelenleser fährt bald mit einem selbst konstruierten Wagen, fast drei Meter lang, von Stadt zu Stadt, ein Wahrsager-Event auf Rädern. Mit Handy-Anschluss zur Telefonberatung.

Natürlich wird man da neugierig und hält dem Meister für 20 Euro seine Hand hin. Seine sanfte tiefe Stimme liest, was er sieht, und sagt, was er fühlt: Hier, Mitte 30, war es sehr schwierig für Sie. Hä? Und hier fehlt eine ganze Linie. Oh Gott, die Lebenslinie? Nein, das geht noch eine Weile. Wie lange? Sag ich nicht. Und die Zukunft? „Immer an das Gute und die innere Kraft glauben, gesund bleiben und den Rest des Lebens genießen!“ El Fantadu hat gesprochen. Und das hat die Großmutter ja auch schon immer empfohlen: „Kinder, jenießt Eua Leben.“ Aber, viel wichtiger: Wie geht es Berlin im nächsten Jahr? Keine Karten, keine Kugel, El Fantadu denkt nach und sagt: Es wird ein schwieriges Jahr mit Kräften und Gegenkräften, man muss sehr konsequent sein, seinen Kurs halten. Ex oder hopp ist die Frage, hopp oder top.

Alles klar, Berlin?

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