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Weihnachtsmarkt in Potsdam: Ärger um verfrühte Bescherung

Alle Beschwerden der Kirchen nützten nichts: Potsdams Weihnachtsmarkt öffnet vor Totensonntag. Die Betreiber rechtfertigen den Termin mit wirtschaftlichen Interessen. Auch in Berlin werden die Buden schon aufgebaut

Die Buden stehen seit Montag in Potsdams Innenstadt, aber Vorfreude auf den Weihnachtsmarkt will nicht so recht aufkommen. Stattdessen hat die Eröffnung drei Tage vor Totensonntag Ärger verursacht. Außer von vielen Potsdamern, der städtischen CDU und der Linken kommt scharfe Kritik von der Evangelischen Kirche: Die Kreissynode, also das Kirchenparlament, wandte sich bereits Anfang November an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und bat schriftlich um Terminverschiebung. Allerdings ohne Erfolg, wie die Stadt auf Anfrage bestätigte. 

Irritiert zeigte sich auch David Hassenforder, Kaplan der Katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul. Unabhängig davon, ob man Christ sei, widerspreche der Eröffnungstermin dem Grundempfinden vieler Menschen: „Man sollte Feste dann feiern, wenn sie auch sind.“ In Berlin wird sich daran gehalten: Hier beginnen alle große Märkte erst nach Totensonntag. Zurück gehe das auf ein Bündnis zwischen Handels- und Schaustellerverbänden und den beiden Kirchen unter dem Motto „Alles hat seine Zeit“, sagt der Geschäftsführer des Schaustellerverbandes Berlin, Harald Wilbertz. Er will daran eigentlich auch nicht rütteln. Allerdings müsse man thematisieren, dass der stationäre Handel bereits ab September Weihnachtsartikel verkaufe. Eine Ausnahme stellt in Berlin die so- genannte Winterwelt am Potsdamer Platz dar, die bereits Anfang November eröffnet und auch Werbung für den Wintersport sein soll. Am Volkstrauertag und dem Totensonntag ist die Winterwelt geschlossen, der integrierte Weihnachtsmarkt beginnt dort aber auch erst am kommenden Montag.

Der Ewigkeits- oder Totensonntag markiert für die evangelischen Christen das Ende des Kirchenjahres: Traditionell werden dann unter anderem die Angehörigen der Verstorbenen des Jahres zum Gottesdienst eingeladen, Angehörige besuchen außerdem die Friedhöfe und gedenken der Verstorbenen. In der katholischen Kirche hat der Sonntag eine etwas andere Bedeutung, sagte Kaplan Hassenforder. Als „Christ-König-Sonntag“ sei er ein feierlicher Tag: „Das Jahr wird gekrönt, es ist das Silvester der Kirche.“

Die Potsdamer Marktbetreiber und die AG Innenstadt, der Zusammenschluss der Händler, rechtfertigen den Termin mit wirtschaftlichen Abwägungen. „Wenn ich Touristen ansprechen will, muss es möglich sein, vier Wochen zu öffnen“, sagt Eberhard Heieck vom Veranstalter Coex. Der Markt habe in diesem Jahr trotz des frühen Starts zwei Verkaufstage weniger als 2011. Auch in anderen Städten gebe es Weihnachtsmärkte vor dem Totensonntag, sagt Heieck und verweist auf Potsdams Partnerstadt Bonn. Am Totensonntag selbst bleibe der Markt ja geschlossen, betont er. Unterstützung bekommen die Marktbetreiber von Wolfgang Cornelius, dem Vorsitzenden der AG Innenstadt. Er sieht die Ruhe des Totensonntags durch die Neuregelung sogar besser geschützt: Denn anders als in den Vorjahren werde es diesmal keine lauten Aufbauarbeiten geben.

Der Stadtverwaltung seien bei der Entscheidung die Hände gebunden, sagt Sprecher Stefan Schulz: Die entsprechende Satzung zur Sondernutzung für öffentliches Straßenland biete keine Handhabe. Das Verkaufsverbot am Totensonntag sei ein „guter Kompromiss“ und ein „Zeichen für das christliche Selbstverständnis der Stadt.“ Man nehme die Besorgnis ernst und werde 2013 „mit allen Beteiligten frühzeitig reden“. Betreiber Heieck will dann erneut einen frühen Markt-Start anmelden: „Wenn die Stadt nein sagt, dann halten wir uns natürlich daran.“

Der diesjährige Weihnachtsmarkt mit rund 140 Ständen öffnet am Donnerstag 16 Uhr. Er öffnet dann bis zum 27. Dezember – mit Ausnahme von Totensonntag und Heiligabend.

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