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Berlin: Weihnachtsmarkt stiftet Unfrieden Streit in Spandau um Gewinne und Gehälter

Stadtrat zieht sich aus Veranstalterbeirat zurück

Die heutige Eröffnung von Deutschlands größtem Weihnachtsmarkt in der Spandauer Altstadt steht unter keinem guten Stern. Auf der gestrigen Sitzung des Bezirksamtes hat Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU) seinen Rücktritt als Mitglied im Beirat des Veranstalters erklärt. Er könne das Verhalten der Partner für Spandau GmbH nicht mehr mittragen, sagte Hanke. Vertragsgemäß hätten die Gewinne kulturellen und sozialen Zwecken dienen sollen. Doch am Ende bleibe kaum Geld übrig. Unter anderem weil rund die Hälfte der Einnahmen als Gehalt an die wenigen Mitarbeiter fließe. „Partner“-Geschäftsführer Sven-Uwe Dettmann wies die Vorwürfe zurück.

Schon länger bemängeln Kritiker auch aus den Reihen der GmbH-Gesellschafter, dass es trotz der gewaltigen Überschüsse des Budenzaubers an weiteren Highlights mangelt. Die Situation spitzte sich zu, als im November endlich die Bilanz für 2003 vorgelegt wurde. Rund 245 000 Euro Gewinn haben die „Partner“ nach Informationen des Tagesspiegels mit dem letzten Weihnachtsmarkt erwirtschaftet. Doch davon blieben am Ende der Bilanz nur etwa 30 000 Euro für bezirkliche Zwecke übrig. Dabei hatte der Mehrheitsgesellschafter Wirtschaftshof einst nachweislich 125 000 Euro pro Jahr versprochen, kritisiert Hanke.

Mit circa 112 000 Euro schlugen dagegen die Personalkosten der GmbH zu Buche.Einen beträchtlichern Teil davon bekam Geschäftsführer Sven-Uwe Dettmann, der auch eine Marketingagentur für Sportkleidung betreibt und bis vor wenigen Wochen die Wasserball-Bundesligamannschaft der Spandauer Wasserfreunde managte. Nur 17 000 Euro sah der Wirtschaftsplan dieses Jahres als Zuschüsse für andere Eigenveranstaltungen vor. Doch „Spandau Mediterrané“ erwies sich als provinzieller Flop, auch das Altstadtfest konnte niemanden vom Hocker reißen. Die Qualitätserwartungen seien nicht erfüllt worden, so der Stadtrat. Ebenso wurde ein unter dem Dach der „Partner“ für 475 000 Euro aus Mitteln der EU und des Arbeitsamtes organisiertes Projekt zur Entwicklung des Fremdenverkehrs zur Posse. Dass Altstadt und Zitadelle „Säulen des Tourismus“ sind, so ein Resultat, wusste man schon vorher. „Das ist nicht mehr mein Kind“, sagte der Stadtrat, auf dessen Initiative die GmbH gegründet worden war. „Was ich erwartet habe, ist so nicht eingetreten.“ Im „Partner“-Beirat wurde die Diskussion über die Verlängerung des im Frühjahr auslaufenden Zwei-Jahres-Vertrages von Geschäftsführer Dettmann durch Veto der Bezirksamtsvertreter auf Januar vertagt.

Hanke habe jederzeit im Beirat die Möglichkeit gehabt, auf Gesamtstrategien und Wirtschaftspläne Einfluss zu nehmen, sagte Dettmann zu den Vorwürfen. Eine GmbH sei anders zu führen als ein gemeinnütziger Verein, hier arbeite niemand umsonst. „Jeden Tag, wenn wir für Spandau tätig sind, erbringen wir eine Leistung.“ In den vergangenen Jahren sei es gelungen, ausreichende Liquidität und Eigenkapital zu erarbeiten, obwohl alle sonstigen Altstadtfeste „defizitäre Werbeveranstaltungen“ waren. Man bezahle den Unterhalt der Spandau-Information und investiere einen fünfstelligen Betrag in sonstige Aktivitäten. Von diesem Jahr an werde der Anteil für den Bezirk wachsen. Eine Zusicherung von jährlich 125 000 Euro sei ihm nicht bekannt, ein solcher Betrag wäre in der heutigen Zeit auch „illusorisch“.

Rainer W. During

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