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Berlin: Weil der Spaß zu Ernst wurde: Kinzo-Club in Mitte schließt

Erst war es ein Geheimtipp, dann klopften norwegische Reisegruppen an die Tür – und nun ist Schluss. Das Kinzo in der Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz feiert heute Abend seine Abschiedsparty.

Erst war es ein Geheimtipp, dann klopften norwegische Reisegruppen an die Tür – und nun ist Schluss. Das Kinzo in der Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz feiert heute Abend seine Abschiedsparty. Als Einladung haben die Macher per E-Mail einen Bastelbogen verschickt, der auszudrucken und entsprechend der vorgezeichneten Linien zu falten ist. Über den Sinn dieser Falt-Aktion kann man nur spekulieren – ebenso darüber, warum der Club so plötzlich schließt.

Gemunkelt wird über Zerwürfnisse zwischen den Machern. Die fünf Freunde organisieren nicht nur die abendlichen Partys, sie leiten tagsüber ein Marken- und Eventarchitekturbüro, das bis vor einem halben Jahr zu ihrer Kinzo GmbH gehörte. Seit der Auslagerung des Architekturbüros sei das ursprüngliche „Kinzo“-Team gespalten, heißt es.

Diese Spekulationen weist Betreiber Chris Middleton ab. „Wir verstehen uns noch alle gut, haben uns aber weiterentwickelt“, sagt er. Der Club hat 1998 als Hobbyprojekt begonnen – in einer Kellerbar in der Linienstraße. Mit der Zeit sei das Projekt immer ernster geworden – „mittlerweile zu ernst“. Ein Problem auch deshalb, weil die Architekturaufträge zunehmen, so Middleton. Außerdem wolle man sich „mit zunehmendem Alter nicht mehr nur aufs Nachtgeschäft festlegen“. Das Jahresende sei ein guter Anlass, sich vom Clubbetrieb zu verabschieden – mit einer großen Abschiedsparty für die Fans des unterirdischen Nachttreffs mit der tief hängenden Decke. Seit Sommer 2003 haben hier Jungs in locker sitzenden Hosen und Mädchen in rutschenden Tops ausgelassen gefeiert.

Besonders beliebt beim Publikum waren die Partys der Dragqueen Chantal. Jeden Donnerstag lud sie zu ihrer Veranstaltungsreihe „House of Shame“. Zudem stand an den Plattenspielern jeder, der im Berliner Nachtleben Rang und Namen hat. Die Clubräume in Mitte sollen vielleicht schon bald von einem neuen Betreiber übernommen werden. Wann und unter welchem Namen dieser den Party-Betrieb aufnehmen wird, ist aber noch unklar.

Auch in Kreuzberg verabschiedet sich eine Konstante des Berliner Nachtlebens. Bereits zu Beginn dieser Woche feierte die Veranstaltungsreihe „Electric Ballroom“ im SO 36 ihr zehnjähriges Jubiläum – und zugleich ihren Ausstand. Jeden Montag lockten DJs wie Djoker Daan oder Mo hart gesottene Technofans zum Tanz und drückten ihnen Elektro-Gewummer im höheren dreistelligen BpM-Bereich auf die Ohren. Mit dem Beginn des neuen Jahres wird es nachts also ruhiger zugehen.

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