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Berlin: Weinbörse: Börse des Lächelns

Premiere am Potsdamer Platz: Zum ersten Mal konnten Gastronomen und andere Experten die deutschen Spitzengewächse des Jahrgangs 2000 probieren. Es war dies nach den Worten von Michael Prinz zu Salm-Salm sogar eine doppelte Premiere.

Premiere am Potsdamer Platz: Zum ersten Mal konnten Gastronomen und andere Experten die deutschen Spitzengewächse des Jahrgangs 2000 probieren. Es war dies nach den Worten von Michael Prinz zu Salm-Salm sogar eine doppelte Premiere. Die Herbstweinbörse des Verbandes Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP), die zum ersten Mal stattfand, soll künftig jedes Jahr die besten deutschen Weine in Berlin der Fachöffentlichkeit vorstellen. Damit ist ein weiterer Schritt Richtung Lifestyle- und Lebensfreude-Metropole absolviert, was sowohl Wirtschaftssenatorin Juliane Freifrau von Friesen wie auch IHK-Chef Thomas Hertz freute, die beide kurze Ansprachen hielten. Bislang gab es lediglich im Frühjahr in Mainz eine ähnliche Veranstaltung, auf der aber nur die einfachen Weine verkostet wurden, weil die klassifizierten zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig sind.

Bereits am Sonnabend nachmittag waren über 1000 Besucher zur GutsWein-Präsentation gekommen. Am gestrigen Sonntag zog das Fachpublikum in überraschend großen Mengen in die Debis-Zentrale, die mit ihrer gläsernen Kathedralen-Aura eine modern-stimmungsvolle Kulisse gab für die langen Flaschenbatterien. In den Laufgängen wurden die Spucknäpfe heftig benutzt, denn für die meisten Besucher war dies ein hochkonzentrierter Arbeitseinsatz.

Am besten haben im Jahr 2000 übrigens die Frankenweine abgeschlossen, weil sie nicht so vom Septemberregen betroffen waren wie andere Lagen, deren Winzer zum Teil mit mühsamen Einsätzen, die faulen Trauben aussortieren mussten.

Gehabte Mühen sind bei schönen Ergebnissen schnell vergessen. Der Trend, dass deutsche Rieslinge im Ausland höher geschätzt werden als hier, scheint gestoppt, mit den Preisen geht es (das freut natürlich den Winzer mehr als den Trinker) maßvoll, aber stetig bergauf.

Seit fünf Jahren ist der VDP mit Ausstellungen aktiv in Berlin und musste von Jahr zu Jahr seine Ausstellungsfläche verdoppeln. Jetzt will man endgültig wieder an die großen Zeiten der 20er Jahre anknüpfen, als Berlin als umsatzreichste Weinregion des Landes galt. Mit 112 Ausstellern hat der VDP mehr als die Hälfte seiner Mitglieder nach Berlin geholt, um im Zeichen des Traubenadlers, des für Spitzenweine ältesten Markenzeichens der Welt, zusätzliche Brücken nach Osten zu schlagen. "Wein macht freundlich", warb VDP-Präsident Michael Prinz zu Salm-Salm. Feste, bei denen Wein konsumiert wird, arten kaum in Schlägereien aus. Das mag nun auch daran liegen, dass Menschen mit einem friedlichen Persönlichkeitsprofil eher zum Weinglas greifen, aber was die Freundlichkeit betrifft, kann Berlin davon wohl nicht genug aufsaugen.

Man war sich jedenfalls ziemlich einig darüber, dass die Kultur des Weingenusses in dieser Gegend in den letzten Jahren entscheidende Schübe erfahren hat. Was besser ist: Weitere werden folgen. Die deutsche Wein- und Sommelierschule in Koblenz, bislang die einzige ihrer Art, wird demnächst eine Dependance in Berlin eröffnen. Dort werden Weinfachberater unter anderem Weinbereitung, Rebsortenerkennung und Lagerhaltung studieren, außerdem können sich Sommeliers berufsbegleitend weiterbilden lassen. Auf ihrem Lehrplan wird zum Beispiel die Vorbereitung sämtlicher Weinservierarten stehen, aber auch die Zuordnung der Weine nach ihrer Herkunft und gewandtes Auftreten. Leiterin Sylvia van Aans will ein genaues Programm noch diesen Monat vorstellen. Ab März beginnen dann die ersten Kurse. So viele Weinpremieren: Wird Berlin am Ende die Hauptstadt des Lächelns?

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