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WEINE DES MONATS: WEINE DES MONATS

PORTUGAL Vinho Verde mit Substanz und FruchtDas Urteil über Weißweine aus Spanien und Portugal steht weitgehend fest: Wollen wir nicht lieber Roten trinken? Vinho Verde im Sommer, okay, und der spanische Albarino aus Rias Baixas kann auch ganz schön sein, das ist so der Sachstand.

PORTUGAL

Vinho Verde mit Substanz und Frucht

Das Urteil über Weißweine aus Spanien und Portugal steht weitgehend fest: Wollen wir nicht lieber Roten trinken? Vinho Verde im Sommer, okay, und der spanische Albarino aus Rias Baixas kann auch ganz schön sein, das ist so der Sachstand. Und der ist, wie meist bei Vorurteilen, falsch oder zumindest überholt. Denn die Besinnung auf regionale Tradition und deren moderne Interpretation hat nicht nur die Küche verändert, sondern auch die Weine. Eine neue Generation von portugiesischen Weinmachern musste also zwangsläufig feststellen, dass in den weißen Alvarinho- und Trajadura-Trauben, der Basis des Vinho Verde, mehr stecken muss als der traditionell dünne, säuerliche Wein, der wegen der zugefügten Kohlensäure eher an Schorle erinnert. Einer von ihnen ist der Önologe Anselmo Mendes, der auf seinem eigenen kleinen Gut Muros de Melgaco diese Möglichkeiten auslotet und dabei den 2012 Pássaros Vinho Verde geschaffen hat, einen ganz anderen Typ, der sein Rückgrat schon mit – für diesen Wein beachtlichen – 12 Prozent Alkohol zeigt. Die überwiegend eingesetzten Alvarinho-Trauben stammen aus der Subregion Melgaco, die allein das DOC-Etikett tragen darf, und das ergibt einen duftigen Weißen mit animierenden Blüten- und Zitrusnoten im fruchtigen Bukett, der auch im Mund zupackt mit frischer Säure und guter Länge, und der mit markanter Mineralität viel über das kaum bekannte Terroir verrät.

Die Flasche kostet 6,90 Euro in der Weingalerie, Pestalozzistr. 55, Charlottenburg.

SPANIEN

Rarer Txakoli aus dem Baskenland

Die Spanier kultivierten im Baskenland traditionell einen ähnlichen Wein, den Txakoli. Im 19. Jahrhundert beliebt, im 20. vergessen – das war seine Karriere bis zum Tiefstand von nur noch fünf Hektar Rebfläche. Dann kamen die Gebrüder Txuekas, besannen sich auf Qualität und schafften es, dass 1989 die winzige Appellation Getariako Txakolina gegründet wurde. Wenig später ernannte der baskische Küchenstar Juan Mari Arzak den Txakoli zum Hauswein seines Restaurants in San Sebastian und adelte damit das einstige Mauerblümchen. Anders als beim Vinho Verde werden allerdings nur Kleinmengen erzeugt, denn die Rebflächen bringen es nur auf 700 Hektar, weniger als Saale-Unstrut in Deutschland.

Unser Beispiel für den neuen Txakoli kommt vom Familienweingut Urki, das moderne Kellertechnik mit den bekannten Qualitätsrezepten – Handarbeit, Ertragsreduktion – verbindet und so den 2011 Txakoli produziert, einen leichten, doch substanzreichen Weißen, der aus der Rebsorte Hondarribi Zuri stammt. Er ähnelt dem portugiesischen Kollegen, schmeckt ebenso ausgeprägt mineralisch, spielt im Bukett mit Maracuja und Mango, liegt aber ein wenig mehr auf der kräuterigen Seite und ist wegen des Lagers auf der Feinhefe milder in der Säure.

Die Flasche kostet 11 Euro bei Vinos y Tapas, Drakestr. 21, Lichterfelde. Bernd Matthies

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