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Echter Schnee? Zu Beginn der Winterwelten am Potsdamer Platz 2007 wurde noch Frischware aus Österreich herangekarrt. Inzwischen rackert eine Eismaschine.

© dpa

Weiße Weihnacht: Leise rieselt die Schaumflocke

Jeder wünscht sich eine weiße Weihnacht. Dieser Traum kann wahr werden – mit Kunstschnee.

Gefühlt 50 Prozent aller Weihnachtslieder gehen von der Annahme aus, es werde schneien. Die Wettervorhersage für Berlin gibt sich davon völlig unbeeindruckt. Heiligabend-Prognose: 9 Grad, regnerisch. Doch wie den Kindern erklären, dass der Weihnachtsmann mit Rentier und Schlitten vorfährt? Da läge es nahe, sich mit einer Schneekanone den Balkon oder das Gärtchen zu weißen. Doch alpintaugliche Flockengebläse sucht man in der Weihnachtsdekoabteilung Berliner Baumärkte vergeblich.

Macht nichts. Arnold Bergmann empfiehlt einen Besuch im Erika-Hess-Eisstadion in Wedding. Dort holt der Veranstalter der Winterwelt am Potsdamer Platz regelmäßig den Eisabrieb tausender Schlittschuhläufer ab, um die flüchtige Gefriermasse anschließend auf seine Rodelrampe zu streuen. Weil das allein nicht reicht, arbeitet unter der Rampe eine Kühlmaschine, die mit Kaltluft und Wasser winzige Eispartikel erzeugt und auf die Bahn pustet. In den ersten Jahren der Winterwelt, erzählt Bergmann, habe er dieses „Crash-Eis“ noch per Lkw aus der Skihalle Snowtropolis bei Senftenberg geholt. „Da war in Berlin immer schon ein Drittel weggeschmolzen.“

Ein Kubikmeter Schnee für 48 Euro netto

Snowtropolis verkauft den künstlichen Schnee auch direkt an Privatleute. „Der Kubikmeter kostet 48 Euro netto“, sagt eine Mitarbeiterin. Größere Mengen könnten allerdings nur auf Vorbestellung abgegeben werden. Für Firmenveranstaltungen und Hochzeiten würden schon mal größere Mengen Crash-Eis geordert. „Für die Weihnachtstage haben wir noch keine Anfragen.“ Da ist also eine breite Nachfragelücke erkennbar. Merkwürdig, dass die auf Weihnachten fixierte Konsumgüterindustrie darauf noch nicht gestoßen ist.

Günstiger und mindestens ebenso rutschig ist der Partyschnee der Berliner Firmen Veitlight oder B-Musik. Dabei wird eine Seifenlauge zu Schaumkügelchen aufgeblasen, die sich dem Auge als lokal begrenztes Schneegestöber darbieten. Kleinere Geräte sind für 40 Euro pro Tag zu haben, Flockengröße und -dichte stufenlos regelbar. Wer seinen Lieben einen Schneesturm bieten möchte, sollte sich für das größere, filmsettaugliche Gerät von B-Musik entscheiden: 190 Euro pro Tag. Das Entfernen der schlüpfrigen Schneeseife nicht inbegriffen.

Der BUND empfiehlt Watte-Schnee

Auch die Partyschneeanbieter kennen Weihnachten bislang nicht als besonders geschäftsfördernd. Woran mag das liegen? Der Weihnachtsmann ist doch auch nicht echt? Vielleicht sind es ökologische Vorbehalte gegen den falschen Schneezauber. Der BUND empfiehlt für den Weihnachtsbaum Schnee aus sauerstoffgebleichter Watte. Statt chemischer Keule aus der Sprayflasche. Islamische Brautpaare würden sich häufiger mit Schaumschneeflocken berieseln lassen, sagt Martin Veit. Ist doch mal ein Anfang.

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