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Berlin: Weiteres Opfer sagt aus - schwere Vorwürfe an Polizei und Klinik

Nazis hätten ihn bewusstlos geprügelt, die Polizei habe nicht geholfen und im Krankenhaus sei ihm Behandlung verweigert worden - die Aussage des Flüchtlings Khaled B. hat den "Hetzjagd-Prozess" um weitere üble Details bereichert.

Von Frank Jansen

Nazis hätten ihn bewusstlos geprügelt, die Polizei habe nicht geholfen und im Krankenhaus sei ihm Behandlung verweigert worden - die Aussage des Flüchtlings Khaled B. hat den "Hetzjagd-Prozess" um weitere üble Details bereichert. Der 27 Jahre alte Algerier beschrieb gestern vor dem Landgericht Cottbus seine Erlebnisse vom 13. Februar in Guben. Khaled B. war in den frühen Morgenstunden zusammen mit seinem Landsmann Farid Guendoul alias Omar Ben Noui und einem weiteren Afrikaner unterwegs, als mehrere Pkw mit Skinheads anhielten. Was dann geschah, konnte Khaled B. nur mit der Anfügung beschreiben, "ich hatte Angst".

Zunächst gelang den Afrikanern die Flucht. Doch ein Versuch, die vorbeifahrende Polizei durch Winke und Rufe aufmerksam zu machen, misslang. Kurz vor einer Diskothek hätten die Pkw der Verfolger den Weg versperrt, sagte Khaled B. Vor den herausspringenden Skinheads hatte der Flüchtling so viel Angst, dass er weiter rannte, ohne auf seine Freunde zu achten. So bekam B. nicht mit, dass Farid Guendoul sich beim Sprung durch eine Glastür eine tödliche Schnittverletzung zuzog.

Er selbst sei von etwa drei Männern gejagt und auf einem Parkplatz zusammengeschlagen worden, sagte Khaled B. Als er aus seiner Ohnmacht erwachte, waren die Angreifer weg. B. schleppte sich zu der Diskothek, alarmierte die Polizei und wurde von Beamten abgeholt. Obwohl er blutete, habe ihn die Polizei nach einer Befragung einfach gehenlassen, sagte B. Am nächsten Tag fuhr Khaled B. zur Behandlung ins Krankenhaus. Mit der Auskunft, er hätte einen Krankenschein besorgen müssen, wurde der Algerier weggeschickt. Einer der elf Angeklagten, René K., entschuldigte sich gestern für seinen "Irrtum", Khaled B. geschlagen zu haben. René K., der Ende September bereits den Angriff auf den Algerier zugegeben hatte, wird nach Angaben seines Verteidigers seitdem massiv bedroht.

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