zum Hauptinhalt
Mehr als altes Blech. In den Vororten von Antananarivo auf Madagaskar zaubern Straßenkinder aus Dosen und Drähten pfiffige Modellautos. Die Sammlerstücke gibt es in den vielen Weltläden zu kaufen.

© imago

Weltläden: Die ganze Welt im Kiez

Ob Bambusgeschirr aus China oder Schnitzfiguren aus Madagaskar: In den Weltläden bekommen Kunden fair gehandelte Ware, jeder Einkauf zählt.

Großes fängt klein an. Für Andreas Trotzky am besten gleich im eigenen Kiez. Seit 2007 betreibt der Berliner einen Weltladen in der Breite Straße in Pankow. Und steht voll hinter dem Konzept. „Wir wollen alles immer billiger haben. Diese Entwicklung hat mich schon lange gestört“, sagt der erfahrene Einzelhändler, der früher ein Musikgeschäft in Friedrichshain führte.

Wegwerfgesellschaft? Nein danke. Mit seiner Kritik steht Andreas Trotzky nicht alleine da. Das Interesse an Fairtrade-Produkten wächst in Deutschland konstant. Laut Transfair gaben die Deutschen allein 2013 rund 654 Millionen für fair gehandelte Waren aus. Das sind 23 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die Absatzzahlen im ersten Halbjahr 2014 übertrafen die vom ersten Halbjahr 2013 sogar um 39 Prozent.

800 Weltläden gibt es mittlerweile in Deutschland, allein in Berlin zehn. Kaffee, Tee, Schokolade, Zucker und Gewürze gehören traditionell in die Regale. Fast alle Lebensmittel haben das Bio-Siegel. Aber auch hochwertige Heimtextilien, Schreibwaren und Schmuck findet man dort. Bei Kunden kommt das Sortiment gut an. „Die Glaswaren aus Mexiko sind bei uns der Klassiker“, sagt Andreas Trotzky. Und präsentiert die schönen Schnaps- und Wassergläser mit kobaltblauem oder grünem Rand.

Die Qualität der Produkte wird immer besser

Dabei ist nicht nur das Angebot in seinem Laden bunt. „Auch die Qualität wird immer besser“, sagt Trotzky. Besonders spannend findet er zum Beispiel das Bambusgeschirr von Ebko: „Sieht aus wie Kunststoff, aber das Material ist ökologisch und wird aus Bambusspänen gewonnen.“ Die Becher, Teller und Schalen kommen aus einer kleiner Manufaktur in der Nähe von Schanghai. Die Mitarbeiter bekommen faire Löhne und sind krankenversichert. Diese Kriterien sind für den fairen Handel wichtig. Genauso, dass hinter der Produkten keine Zwangsarbeit steckt und Kinder nicht ausgebeutet werden. Allerdings sind diese Standards nicht gesetzlich festgeschrieben. Das heißt, die Produzenten verpflichten sich freiwillig dazu.

Dennoch: Wer in einem Weltladen einkauft, macht die Welt zumindest ein kleines Stückchen besser. Denn durch den fairen Handel können viele sozial Benachteiligte vor Ort gefördert werden. Wie etwa Leprakranke und Menschen mit Behinderung in Nepal. „Sie werden oft von ihren Angehörigen verstoßen“, sagt Andreas Trotzky. Er verkauft Klangschalen, die sie in einer kleiner Gießerei in traditioneller Weise schmieden.

Wo fair draufsteht, ist nicht immer fair drin

Ein Hingucker ist das Blechspielzeug aus der Mahafaly-Manufaktur in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars. Die kleinen Modellautos und Fahrräder sind aus Draht, Büchsen und Spraydosen gefertigt. Der Gewinn fließt in die Hilfsorganisation „Manda“ und kommt Straßenkindern und ihren Familien zugute.

Produkte mit dem Fairtrade-Siegel kann man inzwischen auch beim täglichen Einkauf im Discounter finden. Doch Trotzky warnt: „Wo fair draufsteht, ist nicht immer fair drin.“ In großen Firmen seien die Lieferketten oft unübersichtlich. In den Weltläden ist es anders. „Bei manchen Produkten können wir die Produzenten bis in die einzelnen Familien zurückverfolgen“, sagt Trotzky. Und zeigt kurzerhand eine Krippenfigur aus Holz. „Diese spezielle Schnitzkunst hat eine lange Tradition auf Madagaskar. Aber es gibt nur noch ganz wenige Familien, die dieses Handwerk beherrschen.“ Noch in der Kolonialzeit hätten sie Altäre in den französischen Kirchen gestaltet. Eine Kostbarkeit passend zur Weihnachtszeit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false