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Berlin: Weltmeister der Weltmeisterschaften

Warum Berlin im Wettbewerb um internationale Sportveranstaltungen oft vorn liegt

In Helsinki ist es kalt, Schneeregen fällt vom Himmel, „aber das stört mich alles nicht“, sagt Werner Gegenbauer. Der Ehrenpräsident der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) gehört zur Delegation, die mit Bundesinnenminister Otto Schily und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit in die finnische Hauptstadt geflogen ist. Alle seien „gut drauf“, sagte Gegenbauer. Schließlich haben auch sie von der Nachricht gehört, dass die deutsche Nationalmannschaft während der WM 2006 in Berlin wohnen wird. Wowereit und seine Delegation versuchen heute eine gute Nachricht draufzupacken: In der finnischen Hauptstadt wird entschieden, ob Berlin die Leichtathletik-WM 2009 austrägt – und dabei geht es immerhin um die größte Sportveranstaltung der Welt nach den Olympischen Spielen und der Fußball-WM.

Ohnehin ist Berlin längst Weltmeister im Austragen von Weltmeisterschaften. So jedenfalls lautet ein beliebter Spruch im Büro von Sportsenator Klaus Böger, der auch in Helsinki erwartet wird. Denn ganz gleich, wie gut Hertha BSC Fußball spielt oder Alba Basketball – die Berliner werden in den nächsten Jahren viel Spitzensport zu sehen bekommen: Im kommenden Jahr findet die WM im Beachvolleyball statt und auch das Internationale Deutsche Turnfest. Ein Jahr nach der Fußball-WM 2006 steht die WM im Modernen Fünfkampf an; daneben die Handball-WM mit einigen Spielen in der Max-Schmeling-Halle. Und wenn 2010 in Deutschland die Eishockey-WM stattfinden sollte, würde sich Berlin mit seiner neuen Halle am Ostbahnhof um das Finale bemühen.

Es gibt einige Gründe dafür, warum Berlin so erfolgreich ist bei seinen Bemühungen. Der Senat hat ein internes Strategiepapier erarbeiten lassen, in dem eine Liste mit lohnenswerten Sportveranstaltungen zusammengestellt ist. Diese Liste ist die Grundlage für die politische Entscheidung, ob der Senat eine Bewerbung unterstützt. Veröffentlicht wird die Liste nicht, weil Bewerbungen die Angelegenheit der Sportverbände sind und nicht der Stadt. Der Senat kann nur Empfehlungen geben – und das bedeutet eben auch, dass er sagen kann, was sich nicht lohnt. „Doppelslalom auf dem Teufelsberg ist eher weniger gefragt“, heißt es beim Senat. Ähnlich gering sei das Interesse an einer Rugby- oder Box-WM.

Der Senat scheint inzwischen auch die Furcht verloren zu haben, für Sportveranstaltungen Geld in die Hand nehmen zu müssen. „Er schmeißt einfach mit der Wurst nach der Speckseite, weil er erkannt hat, dass sich die Investitionen oft auszahlen“, sagt Dietmar Bothe, der Sprecher des Landessportbundes. Und nicht zuletzt verfügt Berlin inzwischen über Sportstätten, die weltmeisterlichen Ansprüchen in vielen Disziplinen genügen. Ohne das sanierte Olympiastadion hätte Berlin sich gar nicht um die Leichtathletik-WM bewerben können. Ähnlich sieht es bei den großen Finals im Fußball aus. Berlin hat sich jetzt für die Austragung des Champions-League-Endspiels und des Uefa-Cup-Finales im Jahr 2007 beworben. Weil allerdings London für jenes Jahr als Favorit gilt, hat der Senat schnell reagiert – und gleich die Bewerbung für 2008 hinterhergereicht.

Ein einflussreicher Zirkel bei der Auswahl von Sportveranstaltungen ist der Wirtschaftsbeirat des Landessportbundes. Dreimal im Jahr trifft er sich, Bewerbungen um Großereignisse spielen dabei immer eine Rolle. Dem Gremium gehört auch Gegenbauer von der IHK an. Der Veranstaltungswettbewerb ist längst sein persönliches Anliegen geworden. Gegenbauer hat etwa die Kampagne für die Leichathletik-WM 2009 koordiniert und auf eigene Kosten die Führungsspitze des Internationalen Leichtathletik-Verbandes nach Berlin eingeladen.

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