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Wem gehört die Bühne?: Kieztheater trifft Staatstheater

Jugendliche aus Problembezirken treffen Intendanten aus den etablierten Kultureinrichtungen Berlins. Das Treffen ist der Beginn eines Dialoges.

Im Haus der Kulturen der Welt trafen am Donnerstag zwei Welten aufeinander. Hier die etablierten Vertreter der Berliner Kulturlandschaft, dort Jugendliche aus den so genannten Problemkiezen. „Wir fordern eine Plattform zur Selbstdarstellung: Eine große Bühne für uns und unsere Themen“ heißt es im Brennpunkt Manifest des Jugendtheater Büros (JTB). Die großen Bühnen werden derzeit noch von anderen bespielt.

Um das zu ändern, lud das JTB zu einer Podiumsdiskussion. Dei waren der Intendant des Deutschen Theater, Ulrich Khuon, Schaubühnen-Direktor Friedrich Barner, sowie Bernd Scherer, Intendant und Gastgeber im Haus der Kulturen der Welt. Auch der freischaffende Regisseur Michael von zur Mühlen, die Leiterin des Jungen Deutschen Theaters, Birgit Lengers, sowie Stefanie Aehnelt vom Heimathafen Neukölln diskutierten mit.

Sie alle erfuhren von den Jungschauspielern, wie schwer es sein kann, einen Zugang zum Theater zu finden: „In der sechsten Klasse hat mir mein Lehrer gesagt, dass ich schon mal lernen kann, Sozialanträge auszufüllen, Schauspielern sollte ich vergessen“, erzählte Saira Amjad, 20. Auch die anderen Jugendlichen wussten von ähnlichen Erfahrungen zu berichten.

Umgekehrt bekamen die Jugendlichen einen Einblick in die Funktionsweisen der großen Häuser. „Es ist nicht die Aufgabe der Kultureinrichtungen, für eine angemessene Bildung zu sorgen, das müssen die Schulen leisten“ sagte Scherer. Aldo Stephan, 22, widersprach dem HKW-Chef: „Wenn die Schulen das nicht leisten, dann müssen wir doch etwas tun, wir alle gemeinsam!“

Im Mittelpunkt der kontrovers geführten Diskussion stand das gegenseitige Kennenlernen. Teilweise lagen die Positionen weit auseinander. Die Jugendlichen fühlen sich ausgeschlossen, die Kulturschaffenden können das nachvollziehen, sehen aber die Verantwortung bei der Politik. Trotz unterschiedlichem Rollenverständnis einte die Teilnehmer die Liebe zur Schauspielerei.

Diese geteilte Liebe ist auch Basis des Dialoges, den die großen Berliner Kulturhäuser mit dem Jugendtheater begannen. Friedrich Barner jedenfalls ist neugierig geworden. Er war von der Energie beeindruckt, die die Jugendlichen an den Tag legten. Und auch Ulrich Khuon resümierte: „Die Begegnung ist wichtig. Ich bin deshalb gekommen, um mit eigenen Augen zu sehen, worum es den Jugendlichen geht. Ich denke, Gespräche sind der richtige Weg.“

Nach der Diskussion besprachen die Diskussionsteilnehmer und Gäste in kleinen Grüppchen, wie eine Kooperation weiter gehen könnte. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass der Dialog fortgesetzt werden soll. Aldo Stephan, Saira Amjad und die anderen Jugendlichen waren sich in jedem Fall sicher, dass sie sich bei den Theatern bewerben werden.

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