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Flughafen Schönefeld: Weniger Flüge – mehr Krach

Ob es für die Anwohner um den neuen Flughafen Schönefeld den versprochenen Schallschutz geben wird, ist fraglich. Mit variablen Flugrouten würden einige Häuser zwar weniger häufig überflogen. Aber wenn doch, wäre es umso lauter, weil den Bürgern kein Schallschutz gewährt wird.

Der vom Senat und der Brandenburger Landesregierung großzügig versprochene Schallschutz für Anwohner unter den künftigen Flugrouten für den neuen Flughafen in Schönefeld ist nicht garantiert. Anspruch auf Schutz haben nach der gegenwärtigen Rechtslage nur diejenigen, die über dem zumutbaren Lärmpegel liegen, der rechnerisch in einem aufwendigen theoretischen Verfahren entwickelt wird. Dies kann dazu führen, dass es über einem Haus zwar seltener laut wird als jetzt noch vorgesehen, falls sich die Routen doch noch ändern, der Krach aber dafür ungehindert ins Zimmer dringen kann, weil – anders als bei einem ständigen Überfliegen – kein Schallschutz eingebaut werden muss.

Diese Fälle können eintreten, wenn die Flugsicherung für den Start der Maschinen variable Routen wählt, was die Flughafengesellschaft fordert und als „intelligente maßgeschneiderte Lösung“ bezeichnet. Die Flughafengesellschaft will deshalb einen Mix: Wenn wenige Maschinen abheben, könnten diese, wie im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen, zunächst geradeaus fliegen – im Westen über Blankenfelde-Mahlow; im Osten über den nördlichen Teil von Eichwalde und über Bohnsdorf. Lichtenrade, Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf im Westen sowie Zeuthen im Osten blieben verschont.

Dieses Verfahren ist aber nur möglich, wenn Flugzeuge nicht gleichzeitig in die Luft gehen. Sollten sie parallel abheben, müssen sie nach dem Start abknicken. Im Westen rückt die Route dann an Berlin heran, im Osten führt sie über Zeuthen. Wird dieses Verfahren bei variablen Routen nur wenige Stunden am Tag praktiziert, könnte dies dazu führen, dass einige Flugzeuge zwar in geringer Höhe über Lichtenrade oder Zeuthen hinwegdonnern, die Anwohner aber trotzdem keinen Anspruch auf Lärmschutz hätten, weil bei der verhältnismäßig geringen Zahl von Überflügen der notwendige Dauerschallwert nicht erreicht wird, der sich an den sechs verkehrsreichsten Tagen orientiert.

Flughafenchef Rainer Schwarz besteht auf Parallelstarts. Ohne Parallelbetrieb seien maximal 40 Starts in der Stunde möglich, angemeldet seien aber bereits im Hauptverkehr bis zu 49. Nach Berechnungen des Spezialisten Tom Heuer vom Airport Research Center gibt es diesen Spitzenbedarf zunächst zwischen 8 Uhr und 9 Uhr sowie zwischen 20 Uhr und 21 Uhr. Etwa ab 2015 könnte eine weitere „Welle“ zwischen 12 Uhr und 14 Uhr hinzukommen. Ohne Parallelverkehr könne der neue Flughafen kein Drehkreuz werden, warnte Heuer. Betroffen davon wäre zunächst Air Berlin. Die Gesellschaft ist gerade dabei, den Umsteigeverkehr in Berlin auszubauen.

Unterdessen ist der Vorsitzende der Lärmschutzkommission, Bernd Habermann, zurückgetreten. Als Ortsvorsteher der am meisten betroffenen Gemeinde Blankenfelde wolle er eine möglichen Interessenkollision mit einer neutralen Funktion in der Kommission vermeiden, begründete er seinen Rücktritt.

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