zum Hauptinhalt

Berlin: Weniger Jugendarbeit schafft mehr Arbeit für die Polizei

Nährt die Sparpolitik des Landes auch die Kriminalität? Heike Rudat vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ist sich sicher: „Jede Mark, die heute in der Jugendarbeit gesperrt wird, muss man später fünffach in die Polizei stecken.

Nährt die Sparpolitik des Landes auch die Kriminalität? Heike Rudat vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ist sich sicher: „Jede Mark, die heute in der Jugendarbeit gesperrt wird, muss man später fünffach in die Polizei stecken.“ Die laut Statistik gestiegene Zahl der Raubüberfälle und der Straßenkriminalität sei bereits Folge der Versäumnisse in der Vergangenheit. Denn es seien vorwiegend Jugendliche und Heranwachsende, die Raubtaten verübten und für Körperverletzungen verantwortlich seien, sagte die Kriminalbeamtin, die in der Direktion 6 (Köpenick, Treptow, Lichtenberg, Friedrichshain) viel Erfahrungen gesammelt hat. Wie berichtet, stiegen die Deliktzahlen in den ersten acht Monaten dieses Jahres im Vergleich zu 2001 um 16,2 Prozent bei Raubdelikten und um 6,6 Prozent bei Körperverletzung.

Die desolate Wirtschaftslage fördere ebenso die Kriminalität: „Was sich ein arbeitsloser Jugendlicher nicht leisten kann, raubt er sich möglicherweise,“ glaubt die Kriminalistin. Heike Rudat wies gleichzeitig daraufhin, dass die laut Statistik gesunkenen Deliktzahlen beispielsweise bei Betrug oder auch im Rauschgiftbereich Spiegelfechterei seien. Die Zahlen konnten nur deshalb sinken, weil es nicht genug Beamte gibt, um zu ermitteln: „Wenn uns die Leute fehlen, um die Dealer auf der Straße wegzufangen, dann verringern sich automatisch die Deliktzahlen.“ Ähnlich sei es bei Betrugstaten. Wenn die Beamten fehlten, um die Ermittlungen aufzunehmen, gehen die statistischen Zahlen schließlich nach unten.

In den vergangenen zehn Jahren wurden in der Polizei rund 7000 Stellen eingespart. Weitere werden folgen. Wie berichtet, werden nur wenige der Polizeischüler, die derzeit ausgebildet werden, auch übernommen. Durch die Haupstadtaufgaben sind zahlreiche Polizisten durch andere Aufgaben gebunden. Der Verkehrsdienst beispielsweise, zu dessen Hauptaufgaben nun die Eskortierung von Staatsbesuchern gehört. Bei Besuchen von stark gefährdeten Staatsoberhäuptern wie USPräsident Bush oder dem iranischen Präsidenten Chatami werden die Beamten aus allen Bereichen zusammengezogen, um sicherzustellen, dass dem Gast nichts passiert. Ganze Ermittlungsbereiche liegen dann vorübergehend brach.

Allerdings haben derartige Großaufgebote einen unerwarteten Nebeneffekt: Die Straßenkriminalität sinkt in einzelnen Stadtteilen fast auf den Nullpunkt. Die vielen Ordnungshüter auf den Straßen schrecken die Straftäter ab. weso

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false