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Berlin: Weniger Raver, gleicher Spaß

Von K. Füchsel und L.

Von K. Füchsel und L. von Törne

Bunt geschminkt, ausgelassen und kostümiert: Hunderttausende Techno-Fans feierten am Sonnabend die 14. Love Parade im Tiergarten. Nach Schätzungen der Polizei tanzten rund 500 000 Raver über die Straße des 17. Juni. Das waren etwa halb so viel, wie die Veranstalter erwartet hatten. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Der Love Parade laufen offenbar die Fans davon.

Um 14 Uhr setzten sich zwei Karawanen mit jeweils 20 Techno-Lastern in Bewegung, die sich abends zur Abschlussparty formierten. Wegen einer Sturmwarnung war das Finale zunächst gefährdet, konnte aber dann doch stattfinden. Der Mit-Erfinder der Love Parade, Matthias Roeingh alias DJ Dr. Motte, hielt wie gewohnt seine Ansprache, in der er die Love Parade als „größte Friedensdemo der Welt“ bezeichnet. „Wir alle zusammen sind ein gigantischer Energiepool. Tragt diese Energie von hier aus in die Welt. Lasst es krachen“, forderte er die feiernde Menge am Fuß der Siegessäule auf.

Diesjähriges Motto der Parade: „Access Peace“. Die Stimmung bei Veranstaltern, Teilnehmern und der Polizei war gut. Auch wenn einige Tänzer klagten, dass die Partylaune nicht so hochkoche wie noch im vergangenen Jahr. Frühe Abkühlung brachte der Regen, der knapp zwei Stunden nach dem Start einsetzte. Insgesamt waren bei der Parade 2000 Polizisten im Einsatz. Der Andrang in Tiergarten sei in diesem Jahr „eher mäßig“ gewesen, hieß es bei der Polizei.

Bis zum frühen abend gab es 100 Festnahmen, die meisten wegen Handels mit illegalen Drogen. Die Polizei hielt sich während des Umzugs im Hintergrund. In kleinen Gruppen standen die Beamten am Rand und beobachteten das bunte Treiben amüsiert – mit blauen Lärmschutzstöpseln in den Ohren. „Ich bin zwar kein Technofan, aber es macht mehr Spaß, als am 1. Mai im Einsatz zu sein“, sagt Klaus-Jürgen Kahra (48), der mit seinen Kollegen von der Kreuzberger Direktion am Rand steht und leicht im Takt mitwippt. Neben der Polizei waren auch mehrere hundert Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste im Einsatz. Die ärgerten sich besonders über die vielen Raver, die auf die Laternen kletterten. „Wenn man die da runterholt, sind kurz danach die Nächsten wieder drauf“, grummelt ein „Security“-Mann.

Um die Gesundheit der Raver kümmerten sich mehr als 1000 Helfer des Malteser Hilfsdienstes. Rund 900 Sanitäter, 45 Ärzte und fünf Seelsorger boten ihre Hilfe an. Bis Abend waren sie 1327 Mal im Einsatz, vor allem, weil die Tänzer zu viel Alkohol und Drogen konsumiert oder sich verausgabt hatten. Im Vorjahr waren es noch 3924 Einsätze gewesen. 158 Menschen mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Für viele Raver gehörten Aufputschmittel offenbar zur Standardausrüstung. Bei einer Kontrolle in Hamburg filzten Zollbeamte Taschen und Gepäck der Berlin-Reisenden. „Im Schnitt hatte jeder Zweite bis Dritte etwas dabei“, so der Zoll.

Zum zweiten Mal fand die Love Parade nicht als politische Demonstration, sondern als Straßenfest statt. Modisch wurde das Bild von Plüschbikinis und Kostümen aus Silber- oder Goldfolie bestimmt.

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