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Berlin: Wenn der Bart zu früh ab ist

Die männlichen Berlinale-Stars müssen um Aufmerksamkeit kämpfen Sie versuchen es mit Schick und Charme, um gegen Kolleginnen zu bestehen.

Der Mann als Filmstar sieht sich mitunter Problemen gegenüber, die seine Kolleginnen so nicht kennen. Etwa wenn die Rolle eine wild wuchernde Barttracht verlangt, die der betroffene Schauspieler nach Drehende schon seiner Frau zuliebe rasch wieder entfernt – doch dann ruft der Regisseur an: Er würde gerne zusätzliche Szenen drehen. Genauso ist es Antonio Banderas mit Steven Soderbergh bei „Haywire“ ergangen – und so schrumpfte der prächtige Voll- in der Schlussszene zum flotten Schnurrbart.

Man erfährt eben einiges in den Pressekonferenzen und Interviewrunden der Berlinale, etwa über einen Unfall im Aufzug, an dessen Folgen Max von Sydow noch in Berlin laborierte, mit dem Ergebnis, dass er sich „20 Jahre älter“ fühlte – da wäre er ja schon 102. Auch berichtete Billy Bob Thornton von der Angewohnheit des Vaters, mit ihm und seinem Bruder Unfallorte zu besichtigen – Katastrophentourismus der besonderen Art.

Ach ja, die Männer. Sie scheinen auf dieser Berlinale ein wenig in die zweite Reihe abgedrängt zu sein, ohne Chance, die gleiche Aufmerksamkeit zu ergattern wie Angelina Jolie und Meryl Streep, denen allenfalls George Clooney oder Sean Connery hätten Paroli bieten können – oder Shah Rukh Khan, der seinen Auftritt aber schnupfenbedingt verpatzte.

Genau genommen ist diese ungleiche Verteilung von Aufmerksamkeit nicht gerade gerecht, kam doch bislang schon eine eindrucksvolle Kollektion toller Kerle zusammen, und es sind noch gar nicht mal alle. Für Keanu Reeves war es die dritte Berlinale, diesmal hatte er seinen Dokumentarfilm „Side by Side“ über das absehbare Ende des Zelluloidfilms und den Vormarsch der Digitalisierung dabei – und ein paar beigefarbene Schnürstiefel, die so aussahen, als seien sie schon beim ersten Berlin-Besuch dabei gewesen: Selbst auf dem roten Teppich mochte er sich nicht davon trennen, obwohl ihr Abnutzungsgrad erheblich zu seinem ansonsten tadellosen Outfit kontrastierte.

Ausgesprochen gentlemanlike trat Clive Owen bei der Pressekonferenz zu „Shadow Dancer“ auf, bei der er alles tat, um die Aufmerksamkeit der Runde auf seine Kollegin Andrea Riseborough zu lenken. Und Mads Mikkelsen gab sich am Donnerstag bei der Pressekonferenz zu „En Konigelig Affaere“ nobel zurückhaltend, obwohl doch er, erst kürzlich in Berlin mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, in der Runde der Star war. Doch auch von ihm erfuhr man Persönliches: Er ist ein Apfeldieb. Das kam bei einem kleinen Disput mit seinem Kollegen David Dencik heraus, der gespöttelt hatte, dass zwar nach all ihren Figuren in Kopenhagen Straßen benannt wurden, seine aber die coolste sei. Nun, entgegnete Mikkelsen, genau in dieser Straße habe er früher Äpfel geklaut und seinen Hund ausgeführt.

Mal sehen also, was Robert Pattinson an Privatem zu bieten hat, der uns heute mit „Bel Ami“ beglückt. Der läuft außer Konkurrenz, gewinnen kann der schöne Robert also nichts – keine möglicher Ausgleich für die „People’s Choice Awards“, bei denen er in der Kategorie „Bester Schauspieler“ von Johnny Depp geschlagen wurde. Höchste Aufmerksamkeit wurde ihm bei der Gala in Los Angeles dennoch zuteil: Er trug die Haare raspelkurz.

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