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Wenn die Umzugsfirma umzieht: Zapf stellt Pläne für Kreuzberger Grundstück vor

Die Kreuzberger Umzugsfirma Zapf will ihren Standort am Spreeufer verlassen. Für die Nachnutzung des Grundstücks hat das Unternehmen beim Architektenbüro Graft einen Bebauungsentwurf in Auftrag gegeben.

Weithin sichtbar leuchten die orangenen Container von Zapf an der Köpenicker Straße. Die Umzugsfirma mit der linken Vergangenheit ist eine Kreuzberger Erfolgsgeschichte, 800 Mitarbeiter beschäftigt sie in Deutschland, davon 300 in Kreuzberg. Aber die gewerbliche Nutzung des 13 000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Spree passt schlecht in die Pläne, die Investoren und der Bezirk unter dem Label „Mediaspree“ für den Uferbereich haben. Zapf wäre prinzipiell bereit, das Grundstück zu verkaufen und an einen anderen Standort in Berlin zu ziehen. Die Firma hat das als besonders hip geltende Architekturbüro Graft mit einem Bebauungsentwurf beauftragt, an dem sich ein potenzieller Investor orientieren soll. „Weil wir nicht wie die Schweine dastehen wollen, die einfach abhauen, ohne sich zu kümmern, was nachher mit dem Gebiet passiert“, stellt Zapf-Geschäftsführer Peter Zetzsche klar. In der BVV ist der Entwurf bereits diskutiert worden. Jetzt sind die Bürger dran: Am Donnerstagabend um 18.30 Uhr stellten Peter Zetzsche, Bezirksbürgermeister Franz Schulz und Wolfram Putz von Graft die Pläne der Öffentlichkeit im total überfüllten Circus Schatzinsel am May-Ayim-Ufer vor.

Vorerst deuten Graft nur die Kubatur von vier konvexen Gebäuden an. Fassadendetails fehlen, ebenso moosbewachsene Dächer und anderes Chi Chi“, wie es Zetzsche ausdrückt. Es ist der Versuch, mehrere Forderungen unter einen Hut zu bekommen. Laut Bürgerentscheid von 2008 muss das Ufer bis zu einer Tiefe von 50 Metern von Bebauung frei gehalten werden, damit ein Spreeuferweg angelegt werden kann. Dieser Uferweg soll aber, so Franz Schulz, in regelmäßigen Abständen durch sogenannte „Spreefenster“ an die Köpenicker Straße angebunden sein. Außerdem soll auf Wunsch des Bezirksamtes an der Köpenicker Straße und der Brommystraße klassische Berliner Blockrandbebauung entstehen. Grafts Entwurf berücksichtigt das alles, aber: „Wir halten nicht sklavisch eine einheitliche Breite des Uferwegs ein“, sagt Wolfram Putz. Stattdessen rückt die Bebauung an zwei Stellen bis auf zehn Meter ans Wasser heran, springt aber dafür an anderen Stellen weit zurück und bildet Taschen und Miniparks. Abgetreppte Dächer ermöglichen Dachterrassen. Über konkrete Nutzung und die Höhe des Wohnanteils macht der Plan noch keine Aussagen.

Zapf hat seine Wurzeln in der Kreuzberger Alternativkultur. In den Anfangsjahren war die Belegschaft an der Firma beteiligt, noch immer steht auf einigen Lkw „Umzugskombinat“. Aber auch wenn vor dem Eingang eine Leninstatue grüßt: Zapf ist heute aber eine normale AG. Spannend dürfte sein, was die Kreuzberger Bevölkerung zu den Bauplänen sagt. Zündstoff liefert vor allem die Tatsache, dass die bebauungsfreie Zone nicht durchgehend 50 Meter breit ist. Für Franz Schulz sind die Pläne dennoch eine „interessante Interpretation“ der Vorgaben. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir damit in eine vertiefende Diskussion gehen“, meint er diplomatisch. Auch Peter Zetzsche erwartet von der ersten öffentlichen Präsentation ein Feedback der Anwohner. Er schließt aber nicht aus, dass die Planung scheitert. „In diesem Fall betreiben wir den Standort weiter.“

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