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Berlin: Wenn El Al fliegt, muss der Abschied kurz ausfallen

Höchste Sicherheitsstufe bei Flügen von und nach Israel Terminal ist abgeschirmt – auch für Begleiter der Passagiere

Der Abschied erfolgt im Regen – völlig ungeschützt. Eine letzte Umarmung, ein letzter Kuss. Dann bleibt nur noch das Winken. Fast so wie einst am Tränenpalast beim Bahnhof Friedrichstraße, wo Angehörige und Freunde des Besuchers aus dem Westen zu DDR-Zeiten vor dem Kontrollgebäude zurückbleiben mussten. Jetzt geht es den Begleitern so, wenn sie Passagiere zu einem El Al-Flug nach Schönefeld bringen. Noch immer gilt für die Berliner Flughäfen die Sicherheitsstufe Eins – und ganz besonders wachsam sind die Sicherheitskräfte bei Flügen aus und nach Israel. Vor allem nach dem Versuch in der vergangenen Woche, eine israelische Maschine mit einer Rakete in der Luft abzuschießen. Zwei Mal in der Woche kommt ein El Al-Flug nach Schönefeld.

Um 9.35 Uhr sollte die Maschine der El Al gestern ankommen. Auf der Anzeigetafel steht aber 11.20 Uhr. Die Verzögerung sei jedoch planmäßig, mit Sicherheitsmaßnahmen habe es nichts zu tun, sagt eine Mitarbeiterin. Immerhin ist die Landung aber schwer auszurechnen, denn die Maschine schwebt schließlich weit früher als angekündigt ein; bereits gegen 11 Uhr.

Inzwischen werden die ersten Passagiere abgefertigt, die von Schönefeld über München nach Tel Aviv fliegen wollen. Schönefeld bietet dafür ideale Voraussetzungen. Die Abfertigung erfolgt im so genannten Terminal C, einem kleinen Ergänzungsbau neben dem größeren Abfertigungskomplex – und völlig von ihm isoliert. Der El Al-Flug wird an diesem Tag hier als Einziger abgefertigt. Mit Kapazitätsproblemen im Terminal A/B hat dies nichts zu tun. Dort ist so wenig los, dass die Anzeigetafel ausreicht, alle Flüge zwischen 9.10 Uhr und 21.10 Uhr zu registrieren; es sind insgesamt 15.

Im Terminal C kann man sich voll auf den hochsensiblen Flug konzentrieren. Bereits vor dem Gebäude, dessen Türen nur zur Eincheck-Zeit geöffnet sind, werden die Passagiere abgefangen. Eine junge Frau, offensichtlich aus Israel, fragt bereits an der Einmündung des Zugangswegs die Ankommenden nach Flugticket und Ausweis, die dann sorgfältig studiert werden. Daneben stehen zwei, zwischenzeitlich auch schon mal vier Beamte des Bundesgrenzschutzes. Einer hat eine Maschinenpistole umgehängt. Wer nicht fliegen will, darf nicht weiter gehen.

Die Zufahrt selbst wird von einem gepanzerten Spezialfahrzeug des Bundesgrenzschutzes blockiert, das quer vor den Zufahrtsschranken geparkt ist. Ein Durchbruch mit einem Auto ist so nicht möglich. Gelegentlich taucht ein weiteres gepanzertes Fahrzeug auf, das seine Runden dreht.

Auch die Reiterstaffel ist unterwegs. Zu sehen ist sie allerdings nicht, denn die Beamten im Sattel sollen die Umgebung des Flughafens kontrollieren und am Zaun entlangreiten. Von der El Al-Maschine sehen sie so wenig wie die Besucher des Flughafens. Bevor sie landet, wird auch die Besucherterrasse geschlossen. Ein Schild hängt an den Automaten für die Eintrittskarten (2 Euro kostet das Ticket): „Zur Zeit kein Ticketverkauf. Die Terrasse ist vorübergehend geschlossen. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.“ Das Schild baumelt bis zum Abflug an den Geräten.

Nur aus dem Mövenpick-Restaurant im dritten Stock ist nur das Heck der El Al-Maschine zu erkennen, die an einem so genannten Finger angedockt hat; voll im Visier einer Kamera, die auf der Besucherterrasse installiert ist. Während die angekommenen Passagiere auf ihr Gepäck warten, wird der Blick durch die Glastür von der Halle aus auf die Gepäckbänder durch eine Sichtblende verstellt.

Die Passagiere, die dann endlich die Halle betreten, bekommen davon nicht viel mit. Gefragt, ob er beim Flug Angst gehabt habe, antwortet einer der Angekommenen leicht irritiert: „Nein, warum auch.“

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