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Berlin: „Wenn Hertha verliert, will er nicht kuscheln“

Trotz der Krise des Vereins läuft das Geschäft in den Fanshops gut – mit Weihnachtsgeschenken für traurige Fans

Von Babyschnullern über Trikots bis hin zu Weihnachtsbaumkugeln und Nikolausmützen in den Vereinsfarben blau-weiß reicht das Angebot der drei Hertha-BSC-Fanshops – und trotz der sportlichen Krise des Bundesligisten war der Laden im Europa-Center auch gestern gut besucht. „Ich kenne Hertha ja noch aus der Regionalliga“, sagte Thomas Niehoff aus Berlin, der Rückrundentickets zum Verschenken kaufte. Wegen seiner Hertha-Windjacke, die er schon seit längerem besitzt, muss er sich derzeit „manchmal blöde Sprüche“ anhören. Doch dadurch lässt sich der 42-Jährige nicht beeindrucken.

Mindestens einen Hertha-Fan gibt es auch noch im friesischen Wilhelmshaven – nämlich den Freund der 21-jährigen Magdalene, der jahrelang in Berlin gelebt hat und selber Fußball spielt. Gestern nutzte Magdalene einen Berlin-Besuch, um Weihnachtsgeschenke im Fanshop zu besorgen: ein Badehandtuch für 19,95 Euro und eine Reisetasche für 14,95 Euro. Vielleicht muntere das ihren Freund wieder auf, hofft die junge Touristin. „Im Moment ist er traurig, und wenn die verlieren, will er nicht mehr kuscheln.“

Ein Hertha-Kissen, Weihnachtsbaumkugeln und eine Federtasche erwarben Heike und Wolfram Hübner aus Köpenick für ihre 14-jährige Enkelin Maxi. „Sie geht zu den Spielen und hält zur Mannschaft – jetzt erst recht“, sagten die Eheleute. Man müsse einem Team auch einmal eine schwache Phase zugestehen, fanden sie.

Spott war nur von vorbeieilenden Passanten auf dem Breitscheidplatz zu hören, die lachend auf die Auslagen zeigten und den Laden gar nicht erst betraten. Am besten verkaufen sich Trikots, Schals und die Musik-CD mit dem neuen Vereinslied „Wir steh’n auf“, wie die Verkäuferin berichtete. Mehr durfte sie allerdings nicht sagen, und die Chefs von Herthas Merchandising-Abteilung waren nicht erreichbar. Als der Fanshop im Europa-Center vor rund eineinhalb Jahren eröffnet wurde, war das Interesse dem Vernehmen nach größer. Manchen Kunden sind Angebote wie das Sweatshirt für 59,95 Euro auch schlicht zu teuer. „Ich habe wenig Geld, sonst hätte ich mir etwas gekauft“, sagte der 17-jährige Kevin aus Hellersdorf. Der 23-jährige Tarhan aus Charlottenburg begnügte sich mit einem kleinen Knautschball für 3,95 Euro, den er einer Freundin schenken will.

Den handsignierten Autogrammkartensatz für 9,95 Euro wird der Fußballklub nun wohl neu auflegen müssen, denn eines der Motive zeigt den gerade entlassenen Trainer Huub Stevens. Auch auf den im Internet-Shop versendbaren „E-Cards“ lässt der Niederländer noch grüßen. Die meisten Fanartikel und Souvenirs sind vom Trainerwechsel aber nicht betroffen. Dazu zählt auch das Haarfärbemittel für „Marcelinho-Rot“.

Hertha-Fanshops gibt es in der Geschäftsstelle an der Hanns-Braun-Straße in Charlottenburg, im Europa-Center am Breitscheidplatz und in den Neuköllner Gropius-Passagen. Internet: www.herthashop.de

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