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Berlin: Wenn hohe Tiere Tiere schenken

Neuseelands Premierministerin verehrt Berlin einen Kiwi – aus Bronze. Andere Staatsgäste brachten Zoo und Tierpark ganz lebendige Gaben mit

„Otto“ hat heute seinen großen Tag. Er trifft die Premierministerin von Neuseeland. Helen Elisabeth Clark ist auf Weltreise und besucht unter anderem Berlin. Hier lebt „Otto“ – im Zoo der Älteste von fünf Vertretern einer Vogelart, die nicht fliegen kann. Der Kiwi ist das National- und Wappentier Neuseelands und darf seine Heimat nur mit höchster Regierungsgenehmigung verlassen. Das erste Kiwi-Pärchen brachte 1986 der damalige Parlamentspräsident Peter Rebsch aus Neuseeland mit. Nun bringt Premierministerin Clark als Gastgeschenk wieder einen Kiwi mit: eine Skulptur, die heute feierlich enthüllt wird.

Hohe Tiere bringen gern Tiere mit. Das allererste Geschenk überhaupt bekam der Berliner Zoo schon 1843, ein Jahr vor seiner Eröffnung. Sozusagen als tierische Erstausstattung spendierte König Friedrich Wilhelm IV. die von seinem Vater geerbte Menagerie auf der Pfaueninsel – unter anderem drei Bären, einen Dachs, zwei Lamas, einen Löwen, vier Kapuzineräffchen. Mit den Viechern konnte sich der König nicht recht anfreunden, da kam ihm die von Peter Joseph Lenné, Alexander von Humboldt und Martin Hinrich Lichtenstein angeregte Gründung eines Zoos gerade recht.

Das amerikanische Wappentier kam 1962 als Gastgeschenk an die Spree – der damalige Justizminister Robert Kennedy brachte den Weißkopf-Seeadler mit. Die zwei Komodo-Warane, die 1984 der letzte amtierende Sultan in Indonesien, Hamengo Buwono, dem Zoo verehrte, gibt es nicht mehr. Die fast vier Meter langen und an Drachen erinnernden beeindruckenden Echsen starben vor etlichen Jahren. Der eine hatte Magen-, der andere Darmkrebs.

Das Panzernashorn Narayani war im Mai 1988 ein königliches Geschenk aus Nepal. Einem anderen König verdankt Berlin die asiatische Elefantin Pang Pha: 1987 verehrte Bhumiphol von Thailand dem Zoo dieses Staatsgeschenk, das am 5. April 2000 über Berlin hinaus Schlagzeilen machte. Kam doch durch Pang Pha erstmals nach 62 Jahren im Zoo ein Elefantenkalb zur Welt. Selbst einst ein Findelkind, entwickelte Pang Pha aber keine rechten Muttergefühle für ihren Babybullen Plai Kiri. Der starb später, wie sein Vater Kiba, an einer Virusinfektion. Jetzt wartet man im Zoo gespannt auf Pang Phas neuen Nachwuchs.

Andere Geschenke wollten sich gar nicht erst fortpflanzen. 1979 hatte der chinesische Partei- und Regierungschef Hua Guofeng dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt das Pandabären-Pärchen Bao Bao und Tjen Tjen geschenkt. Der Kanzler gab es an den Zoo weiter, 1980 kamen die beiden in Berlin an. Tjen Tjen raffte 1984 eine Virusinfektion dahin, der Ersatz Yan Yan ist kein Geschenk, sondern eine chinesische Leihgabe, die 1997 der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen persönlich aus Peking nach Berlin geholt hat. Die Hoffnung auf Nachwuchs hat man inzwischen praktisch aufgegeben.

Der Tierpark Friedrichsfelde kann mit seinen gerade mal 50 Jahren und sozialistischer Vergangenheit nicht mit königlichen Geschenken oder Besuchern prahlen. 1957 versetzte Ho Chi Minh das DDR-Protokoll in Aufregung. Der vietnamesische Staatschef hatte sich bei seinem DDR-Staatsbesuch spontan eine Begegnung mit Kindern im Tierpark gewünscht. Falk Dathe, der damals sechsjährige Sohn des Tierpark-Direktors, sollte einspringen. Das vorher geprobte „Willkommen, Onkel Ho“ brachte er dann nicht heraus: Er fand, der Mann sehe aus wie das Sandmännchen. Dass sein Vater Heinrich Dathe sich damals verdächtig machte, als er, für die Stasi unverständlich, mit Ho Chi Minh französisch sprach, erzählt der heutige Chef der Tierparkreptilien immer noch gern. Der vietnamesische Besuch hatte 1958 doch noch gewichtige Folgen: den asiatischen Elefanten „Kosko“. Er wurde in Friedrichsfelde 39 Jahre alt .

Heidemarie Mazuhn

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