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Berlin: Wenn Jesus Prioritäten setzt

Ein Gottesdienst in der Zwölf-Apostel-Gemeinde

Draußen sieht es trostlos aus. Der Kirchenvorplatz ist eine Baustelle. Ein Bagger steht im Sand, hinter Absperrgittern liegen schon die Pflastersteine bereit. Bis vor kurzem war hier noch Grünfläche. Aber weil kein Geld mehr da ist für seine Pflege, soll der Platz vor der Zwölf-Apostel-Kirche an der Kurfürstenstraße jetzt zugepflastert werden. Das ist die billigste Lösung, heißt es aus der Stadtverwaltung. Wer sparen will, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Drinnen wird auch über das Wesentliche gesprochen. Das des Christentums. Pfarrer Heinz-Hermann Wittrowsky erinnert daran, wie Jesus in Jerusalem von einem Schriftgelehrten nach dem „höchsten Gebot von allen“ gefragt wurde (Markus 12, 28–34). Und wie der sich nicht auf eins festlegte, sondern zwei für gleich wichtig hielt: die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Nächsten. Das klingt nach einer ziemlich simplen Antwort, sagt Wittrowsky. Und das sei sie auch, im Prinzip. Nur leider falle es den meisten Menschen unheimlich schwer, die einfache Botschaft im Alltag umzusetzen. Viele Christen liebten zwar Gott, aber nicht ihre Mitmenschen. Ja, manche wendeteten sich sogar bewusst Gott zu, um sich nicht mit ihrem Nächsten – dieser „manchmal höchst unangenehmen, ärgerlichen Kreatur“ – auseinandersetzen zu müssen. Der Trick funktioniert aber nicht, sagt der Pfarrer. „Wer Gott lieben will, muss es am Menschen einüben.“ Und zwar nicht nur in Gedanken.

Dann wird der kleine Jan-Friedrich getauft. Seine Eltern haben sich einen Taufspruch von Johannes ausgesucht, der perfekt zum Predigttext passt: „Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ Nein, abgesprochen war das nicht, beteuert der Pfarrer. Aber eins sei sicher: „Es gilt“.

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