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Berlin: Wenn Luxus die kritische Grenze erreicht

Sechzehn Hotels mit fünf Sternen gibt es in Berlin. Weitere sind trotz Branchenkrise geplant. Jetzt will die asiatische Mandarin-Kette einsteigen – beim Four Seasons?

Robbie Williams stieg hier ab, Madonna war zu Gast, auch die Rolling Stones sowie die Hollywood-Stars Nicholas Cage und Drew Barrymore wohnten im Four Seasons am Gendarmenmarkt. Viel Glamour, aber hinter den Kulissen sieht es nicht so glanzvoll aus. Zwischen der Betreiberkette und dem Hauseigentümer wird derzeit verhandelt, Branchenkennern zufolge um die Höhe der Miete. Der Markt für Luxus-Hotels in Berlin stagniert, gleichzeitig wird es im kommenden Jahr noch einmal 30 Prozent mehr Betten in Berlin geben – da wird die Luft für die Fünf-Sterne-Häuser immer dünner.

Four-Seasons-Geschäftsführer Stefan Simkovics dementierte gegenüber dem Tagesspiegel Schließungsgerüchte: „Es bleibt alles, wie es ist.“ In der Gerüchteküche brodelt es trotzdem weiter. Grund dafür ist die Luxus-Hotelkette Mandarin Oriental aus Hongkong. Sie besitzt vor allem Luxus-Hotels in Asien und Amerika, eröffnet in diesem Jahr neue Häuser in New York und Boston und sucht seit längerem nach einem geeigneten Haus in Berlin. Ist die Kette am Four Seasons interessiert? „Kein Kommentar“ heißt es dazu von Annette Zierer, die in Deutschland für Mandarin als Sprecherin arbeitet. Mandarin Oriental hat in Deutschland bislang nur ein Haus, in München. „Nach Amerika werden wir verstärkt in Europa expandieren“, kündigte die Sprecherin an, „die europäischen Hauptstädte gehören zu den bevorzugten Standorten für das Portfolio von Mandarin.“ Ein Haus, wie das Four Seasons, würde sehr gut zur Mandarin-Kette passen.

Four Seasons hat in den Standort Berlin vermutlich zu große Hoffnungen gesetzt. Der Pachtvertrag am Gendarmenmarkt ist zusätzlich mit einer Eintragung im Grundbuch abgesichert – so ein „Dauernutzungsrecht“ lässt sich ein Immobilienfonds in der Regel sehr gut bezahlen. Ob allerdings ein möglicher Betreiberwechsel von Four Seasons zu Mandarin Oriental mehr als nur eine taktische Option ist, will zum derzeitigen Zeitpunkt niemand sagen.

Es ist wieder Bewegung im Markt der Luxus-Hotels. Sechs Häuser der Kategorie „fünf Sterne plus“ mit 3600 Betten zählt die Berlin Tourismus Marketing (BTM), zehn weitere Häuser gibt es im Segment „fünf Sterne“ mit zusammen 4300 Betten. Und es kommen weitere hinzu: zum Beispiel das Ritz-Carlton am Potsdamer Platz. „Mit dieser Kapazität ist die kritische Grenze eindeutig erreicht“, sagt BTM-Sprecherin Natascha Kompatzki. Nicht nur Four-Seasons-Chef Simkovics bestätigt das. Auch Fred Hüerst, Direktor des Grand Hyatt, sagt: „Langfristig begrüße ich den Trend, kurzfristig heißt das: Auf dem stagnierenden Markt müssen wir im nächsten Jahr fünf Prozent Rückgang hinnehmen.“

Wie bekommt man Leben in alle diese Hotels? Mit Ereignissen, die eine große Aufmerksamkeit genießen, wie dem Bundespresseball (findet im Interconti statt) oder dem Berliner Presseball (startet 2004 im Ritz-Carlton) oder auch mit prominenten Gästen, deren Namen in den Gesellschaftsspalten der Zeitungen auftauchen. Sehr erfolgreich ist damit das Four Seasons.

Ein gutes Geschäft sind die Stars indes nicht. Die wenigsten zahlen den vollen Preis für ihre Suiten. Meistens haben die Filmstudios, die die Promis für ihre Premieren einfliegen lassen, oder die Plattenlabel, die für die Sänger die Herbergen aussuchen, besondere Konditionen mit den Hotels ausgehandelt. Es ist deswegen kein Zufall, wenn Nicholas Cage, Arnold Schwarzenegger und Drew Barrymore im Four Seasons wohnten – sie waren auf Einladung von Columbia Tri-Star hier.

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