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Berlin: "Wer im Rathaus sitzt, ist Investoren egal"

Im Kleinen funktioniert längst, was derzeit im Großen auf den Weg gebracht werden soll. Denn im Nordosten Berlins, im Plattenbaubezirk Marzahn-Hellersdorf, regiert seit mittlerweile sechs Jahren die PDS.

Im Kleinen funktioniert längst, was derzeit im Großen auf den Weg gebracht werden soll. Denn im Nordosten Berlins, im Plattenbaubezirk Marzahn-Hellersdorf, regiert seit mittlerweile sechs Jahren die PDS. Doch von einem wirtschaftlichen Niedergang, vom akuten Wegbleiben der Investoren - von einer steilen Talfahrt, wie sie Skeptiker der PDS gern vorhersagen - ist nichts zu spüren. Im Gegenteil: "Wir haben gerade auf wirtschaftlichem Gebiet in den letzten Jahren viel erreicht", erklärt der langjährige Marzahner SPD-Wirtschaftsstadtrat Harald Paul.

Zum Thema Online Spezial: Koalition für Berlin Ted: PDS im Senat - Schlecht für Berlins Image? Weil man im Team, mit den Sozialisten, an einem Strang gezogen habe - sagt Sozialdemokrat Paul. Er verweist auf die Erfolge der rot-roten Wirtschaftspolitik. So sei die Region bei Investoren gefragt. Namhafte Unternehmen wie Mercedes-Benz, die Deutsche Industriebau AG und die Großbäckerei Harry-Brot AG siedelten sich beispielsweise am östlichen Stadtrand an. Außerdem verfügt der Großbezirk Marzahn-Hellersdorf inzwischen über 12 moderne Gewerbeparks. Wer an der Spitze des Bezirks "regiert", spielt für die Investoren offensichtlich überhaupt keine Rolle. Berührungsängste, weil im Chefsessel des Rathauses ein PDS-Mitglied sitzt, gab es bei Mercedes-Benz nicht. "Das interessiert bei einer Standortwahl überhaupt nicht, wir entscheiden politisch neutral", erklärt Joachim Ackermann, Sprecher der Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin.

An der Marzahner Rhinstraße habe man 1997 investiert, weil der Standort für das Unternehmen ideal sei. "Er ist für uns optimal, weil zentral und verkehrsgünstig gelegen", betont Ackermann. Die gleichen Kriterien zählen auch für andere Firmen. "Wir investieren dort, wo es sich für unser Unternehmen lohnt, wo die Lage stimmt", berichtet ein junger Existenzgründer. Auch andere der insgesamt etwa 16 000 Gewerbetreibenden bestätigen, dass für einen Firmensitz politische Gesichtspunkte unwesentlich seien.

Diese Erfahrungen teilt auch Erich Asmus, Leiter der Geschäftsstelle des Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreises. "Uns hat niemand den Rücken gekehrt oder gezögert, weil die Demokratischen Sozialisten an der Macht sind", sagt er. Aus seiner Sicht hat sich in den vergangenen Jahren sogar ein "Standortbewusstsein" entwickelt. Gerade weil Politik, Wirtschaft und Verwaltung enger zusammenarbeiten. Asmus erinnert unter anderem an die Marzahner Image-Kampagne, ein gemeinsames Projekt.

Die eigenen Stärken zu verkaufen, gehört zum Konzept. Auf Plakaten, in Veranstaltungen und Spots wurden die Standortvorteile der oft gescholtenen Plattenbausiedlung propagiert. "Marzahn ist dadurch auch außerhalb Berlins als Wirtschaftsstandort ein Begriff geworden", sagt Erich Asmus. Der PDS-Fraktionsvorsitzende der Marzahn-Hellersdorfer Bezirksverordnetenversammlung, Klaus-Jürgen Dahler, macht unter anderem "die vielen PDS-Initiativen", für ein gutes Wirtschaftsklima verantwortlich.

So hat kürzlich der "Runde Tisch für Arbeit und Ausbildung" zusammen mit dem Wirtschaftskreis zum dritten Mal einen "Ausbildungs-Oskar" vergeben. "Diese Anerkennung erhalten Betriebe, die sich besonders für die Ausbildung von Jugendlichen engagieren", sagt der PDS-Fraktionschef Dahler.

Steffi Bey

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