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Steinsetzer Peter Riese ist seit fast 50 Jahren auf dem Bau. Die Hitze macht ihm dabei nichts aus, sagt er.

© Mike Wolff

Wetter: Bauarbeiter trotzen der Hitze

Während die meisten Berliner den Sommer als Urlaubszeit betrachten, setzen Bauarbeiter Straßen instand - trotz extremer Hitze. Ein Job, der den Männern einiges abverlangt.

Die letzten Wochen brütete Berlin in der ungewöhnlich starken Sommerhitze vor sich hin, die Bürger flüchteten in Freibäder und an Badeseen. Nicht umsonst gilt der Sommer als Urlaubszeit. Doch während die einen entspannen und sich abkühlen durften, mussten andere hart arbeiten - trotz Temperaturen weit über 30 Grad Celsius. Für die Arbeiter auf einer Baustelle in Rudow ist im Sommer nicht an Urlaub zu denken. Die Männer sind hier mit der Instandsetzung der Straße Alt-Rudow und der Erneuerung von Abwasserdruckleitungen beschäftigt. Während sich die Passanten im Schatten drücken, stehen sie im heftigen Hochsommer in Baugruben, fahren Bagger oder klopfen Steine - schon vom Zusehen kommt man ins Schwitzen.

Arbeiten, wenn andere Urlaub machen

Im Sommer müssen die Männer durcharbeiten, während andere Urlaub machen, erklärt Bauleiter Adrian Herold und begründet dies mit den höheren Ausfallzeiten im Winter, die unter anderem durch schlechtes Wetter bedingt sind. Einen Großteil ihres Geldes verdienen die Arbeiter also in den heißeren Monaten. Abends sei man dann natürlich sehr geschlaucht, für Privatleben bleibe nur wenig Zeit.

Bei Temperaturen, wie sie in der letzten Zeit vorherrschten, werden die Arbeiten auf der Baustelle allerdings gedrosselt, zu viel kann man den Leuten natürlich nicht abverlangen, sagt Herold. Zeitdruck hin oder her. Zur Not müsse man eben zusätzliche Arbeiter einstellen. Bei Passanten sorgt die Tatsache, dass die Männer um 15 Uhr nach Hause gehen, manchmal für Unverständnis - dabei übersehen sie, dass die Arbeiten auf die Morgenstunden vorverlegt werden. Die Leistung gehe bei diesen Temperaturen einfach runter, so der Bauleiter. Während der Hitzewelle mussten die Arbeiten sogar zweimal zur Mittagszeit beendet werden: "Es ging einfach nichts mehr", erklärt der Ingenieur. Trotzdem machen die Männer sehr gute Arbeit, lobt er.

Bis zu vier Liter Wasser am Tag

Dabei achtet er sorgfältig auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter: Wasser wird in Hülle und Fülle kostenlos zur Verfügung gestellt - das ist auch nötig: An heißen Tagen trinkt ein Arbeiter zwischen drei und vier Liter. Zudem werden die Arbeitsplätze regelmäßig gewechselt, damit jeder eine Zeit lang im Schatten arbeiten kann. Auch die Anzahl der Pausen wird erhöht, allein schon zur Wasseraufnahme. Gegen die Sonne gibt es die vorgeschriebene Arbeitskleidung - Segen und Fluch zugleich: Zum einen schützen Helm, Weste und Hose vor großflächigem Sonnenbrand, zum anderen schwitzt man darin ziemlich.

Ausfälle gibt es laut Bauleiter Herold nicht mehr als zu anderen Jahreszeiten auch. Natürlich komme es schon mal vor, dass einem Arbeiter schlecht ist - dieser wird dann nach Hause geschickt, ist am nächsten Tag in der Regel aber wieder einsatzbereit.

Seit fast 50 Jahren auf dem Bau - und trotzdem noch fit

Körperliche Fitness ist für den Job unerlässlich und viele halten ihn nicht bis zum Ende durch. Doch Herold stellt einen Mann vor, der es fast geschafft hat: Steinsetzer Peter Riese fertigt in Alt-Rudow gerade ein Mosaik am Fahrbahnrand an. Er steht kurz vor der Rente. Dem drahtigen Mann mit dem freundlichen Blick ist kaum anzusehen, dass er fast 50 Jahre auf dem Bau gearbeitet hat, von der gebräunten, wettergegerbten Haut einmal abgesehen. Ihm mache die Hitze nichts aus, sagt er. Er habe aber auch noch keinen Kollegen erlebt, der größere Probleme bei diesen Temperaturen hatte. Überhaupt scheint er sich nicht groß über die Hitze aufzuregen. "Das ist nun mal so", urteilt Riese mit einem Schmunzeln. Außerdem genieße er die Arbeit an der frischen Luft. Seinen Job werde er wahrscheinlich schon die erste Zeit vermissen, trotzdem freut er sich auf den Ruhestand. Vor allem darauf, dass er dann öfters in Urlaub fahren kann - nun auch im Sommer.

Was die Hitze betrifft, so wird es für die Arbeiter in den nächsten Tagen wohl wieder angenehmere Temperaturen geben: Das Wetter soll sich deutlich abkühlen.

Philip Frank

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