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Wetter: Einfach zu viel Schnee

Die BSR und private Räumdienste kommen mit der Straßenräumung in Berlin nicht hinterher – auch viele Gehwege sind voll Matsch und Eis.

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So zauberhaft das verschneite Berlin für Rodler und Langläufer ist, so gefährlich ist es für Fußgänger, Radler und Autofahrer: Die BSR und die privaten Winterdienste kommen mit dem Räumen nicht hinterher. Am Sonnabendvormittag waren viele Gehwege und Bushaltestellen komplett eingeschneit – auch an exponierten Stellen wie am Wittenbergplatz vor dem KaDeWe. Die Fahrbahnen und Kreuzungen von Seitenstraßen müssten eigentlich geräumt sein, waren aber voll mit dickem Schneematsch, nur Hauptstraßen waren einigermaßen frei. Ein Taxifahrer brachte die Lage auf den Punkt: „Die BSR räumt nicht, sie zermatscht alles.“ Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky kritisierte vor allem die privaten Firmen: „Die übernehmen sich völlig mit Aufträgen und kommen dann nicht hinterher.“ Bei der Feuerwehr gab es bisher allerdings nur wenige Einsätze wegen gestürzter Passanten.

„So einen intensiven Winter hatten wir seit 30 Jahren nicht“, konterte BSR-Sprecher Bernd Müller am Sonnabend. „Wir haben rund 2000 Einsatzkräfte draußen, die ganze Räumflotte von 450 Fahrzeugen ist im Einsatz, aber wir können einfach nicht überall sein.“ Alleine die Einsatzstufe 1 zu erledigen, also Autobahnen und Hauptstraßen, bedeute 4000 Straßenkilometer zu räumen oder streuen – achtmal die Strecke Berlin–München. Und es schneie ja weiter. Einen ähnlich strengen Winter gab es allerdings auch schon vor vier Jahren – zu Silvester 2005/06.

Auch die privaten Räumdienste, die im Auftrag von Hauseigentümern arbeiten, sind in diesen Tagen offenbar häufig überfordert. Selbst am Tag des starken Schneefalls vor Silvester wurde erst mittags geräumt, sagte ein Hausverwalter in Wilmersdorf – seitdem sei die Firma gar nicht mehr erschienen. „Es gibt in unserer Branche viele schwarze Schafe“, sagt Horst Steffen, Geschäftsführer beim Winterdienst Best. „Wir haben derzeit absolut keine Schwierigkeiten, aber ich weiß, dass andere Riesenprobleme haben.“ Das sei alles eine Frage der Organisation.

Dieter Blümmel vom Haus- und Grundbesitzerverband sieht kein Schneechaos auf den Gehwegen. Es gebe auch keinen Anlass für Eigentümer, an der Schneeräumung zu sparen. „Die Kosten werden ja auf die Mieter umgelegt.“ Zudem schütze ein Vertrag mit einem Räumdienst Eigentümer vor dem Haftungsrisiko. Schon seit den 80er Jahren müsse „nicht mehr bis auf die Gehwegplatte geputzt“ werden. Schnee sei zu fegen, so dass man nicht mehr versinke, die Oberfläche müsse mit Splitt oder Sand abgestumpft werden. Solange es schneit, muss laut Blümmel zudem gar nicht geräumt werden – wer also bei Schneetreiben zu Schaden komme, hafte selbst.

In den vergangenen Jahren habe es im Übrigen nur 1000 bis 2000 Bußgeldbescheide pro Winter gegeben, das sei nicht viel angesichts von 240 000 Grundstücken. Die geringe Zahl von Bußgeldern hat nach Angaben eines Ordnungsamts-Stadtrats einen ganz einfachen Grund: „Wenn Mitarbeiter meiner Behörde einen nicht geräumten Gehweg sehen, haben sie eine Gefahrenstelle entdeckt“. Und die müsse beseitigt und bis dahin gesichert werden – dies würde die Arbeit lahmlegen: „Also wird weggesehen.“

Die Räumvorschriften auf Gehwegen sind ohnehin kompliziert. Beispielsweise an Bushaltestellen. Generell haben die dortigen Einstiegsbereiche bei der BSR Priorität. Allerdings ist die Stadtreinigung nicht in jedem Falle zuständig. Liegt der Busstopp direkt vor einer Haustüre, so muss sich laut BSR der Gebäudeeigentümer um die Räumung kümmern. Trennt ein Radweg die Haltestelle vom Gehsteig, ist wiederum die BSR gefordert.

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