zum Hauptinhalt

Wetter: Extremer Sommer in Berlin

Das Wetter ist extrem, sagt die Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher. Im Juli mussten Kraftwerke abgeschaltet werden. Auch heute sollen es wieder über 30 Grad werden.

Von Sabine Beikler

Den diesjährigen Sommer bringt Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) auf eine knappe Formel: „Das Wetter ist extrem.“ Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Berlin im Jahr 1908 erlebten die Hauptstädter die bisher wärmste Julihälfte – und am heutigen Mittwoch sollen die Temperaturen wieder einmal über 30 Grad klettern. Am 12. Juli war es noch heißer, da hatten Meteorologen den bisherigen Spitzenwert von 37,7 Grad in Dahlem gemessen. Nur vor 51 Jahren war es am 11. Juli mit 37,8 Grad noch „etwas“ heißer. Und geregnet hat es kaum: Die Niederschlagsmenge betrug laut Wetterdienst „Blue sky“ nur 1,8 Millimeter statt normalerweise 70,7 Millimeter im Juni.

Darunter leiden vor allem die Pflanzen: „Bitte gießen Sie Bäume und Grünflächen“, appellierte Lompscher an die Berliner. 1800 Brunnen seien in Betrieb, die man dafür und „für die eigene Erfrischung“ nutzen solle. Die Temperaturen in Berlin sind dieses Jahr vergleichbar mit Werten wie in Sizilien oder Andalusien. Doch die Hitzerekorde allein seien noch keine Anzeichen für einen Klimawandel, sagte Lompscher. Denn gemessen an der Temperaturkurve zwischen 1970 und 2000 war es im Juni nur 0,9 Grad wärmer als der Mittelwert von 16,7 Grad. „Das ist nicht außergewöhnlich“, sagte Meteorologe Klaus Reingruber. Die Niederschlagsmenge dagegen sei „extrem niedrig“. Zum Wochenende hin soll es aber regnen. Ab Donnerstagnachmittag ziehen Wolken auf und Gewitter sind möglich. Auch die Temperaturen sinken ab Freitag um zehn Grad: „Angenehm kühl“ werde es tagsüber bei 20 bis 23 Grad mit Regenschauern am Wochenende, prognostizierte Reingruber.

Nach ein paar Tagen Abkühlung könnte es aber wieder heiß werden. „Je länger es warm oder heiß ist, desto besser passt sich der Körper den Temperaturen an“, sagte Lompscher. Die Krankenhäuser oder Pflegedienststellen hätten in den vergangenen Wochen wegen der Hitze „keine Auffälligkeiten“ gemeldet.

Die Kraftwerke Mitte und Klingenberg dagegen mussten wegen der Hitze am 14. Juli abgeschaltet werden. Während Klingenberg zwei Tage später wieder ans Netz gehen konnte, wird damit beim Kraftwerk Mitte erst für 26. Juli gerechnet. Anlass für die Abschaltung seien die hohen Temperaturen des Kühlwassers, das nach Entnahme aus Flüssen und Seen wieder dort eingeleitet werde, sagte Lompscher. Es dürfe bei der Rückführung nicht wärmer als 28 Grad Celsius sein. Die Stromversorgung sei nicht gefährdet, versicherte die Linkspolitikerin. Sie werde von anderen Kraftwerken überregional sichergestellt.

Fische ertragen maximale Wassertemperaturen von 28 Grad. Ein Fischsterben wird durch die Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff verhindert. Das Belüftungsschiff fahre fast täglich zwischen 22 und 6 Uhr morgens von Neukölln bis zur Tiergartenschleuse, sagte Lompscher. In diesem Jahr wurden bisher 500 Kilogramm tote Fische registriert. Noch vor 15 Jahren ohne Einsatz des Belüftungsschiffes gab es zehn Tonnen tote Fische pro Jahr.

Allerdings ist die Zahl der Badeunfälle überdurchschnittlich hoch. Bislang seien zwölf Menschen in Brandenburg beim Baden ertrunken, sagte der Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Vor allem ältere Schwimmer trauten sich häufig zu viel zu.

Trotz der Hitze haben die Badegewässer bislang eine gute bis sehr gute Qualität, sagte Lompscher. Unter der Telefonnummer 90229 5555 ist das Badegewässertelefon werktags von 7 bis 19 Uhr geschaltet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false