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Gelbphase. Die Chancen für einen goldenen Oktober stehen schlecht: Der Wind dürfte die Bäume rasch entblättern.

© dpa

Wetter in Berlin: Nach Sommer im Oktober nun Herbst mit Wind und Regen

Am Sonntag fehlte nicht viel zum Temperaturrekord: 22 Grad waren es am Nachmittag in Berlin bei Sonnenschein. Bald wird es ungemütlich mit Regen und Wind.

Wenn das kein Traumsonntag war: Dank des Bahnstreiks kamen viele gar nicht erst auf die Idee, beispielsweise mit der S-Bahn durch den finsteren Nord-Süd-Tunnel zu fahren, sondern nahmen das Rad oder gingen zu Fuß. Auch manche Ferienreise in Richtung Nordsee dürfte dank der GDL ausgefallen sein. Betroffene können sich beglückwünschen, denn von Kiel bis Emden hat es schon am Sonntagmittag geregnet.

In Berlin dagegen: Sonne satt, fast zehn Stunden lang. Und das gut zwei Monate vor Heiligabend. 22 Grad waren es nach Auskunft des Wetterdienstes Meteogroup am Nachmittag in Berlin. Also kein meteorologischer Sommertag (der gilt ab 25 Grad), aber ein gefühlter allemal. Wer konnte, verbrachte ihn draußen; schon morgens waren die Parks und Spazierwege voll. Irgendwie schien allen klar, dass es so schön vorerst nicht wieder werden kann – was leider stimmt. „Am Dienstag liegen wir mit Glück noch bei 15 Grad“, sagt Heiko Wiese von Meteogroup und schiebt hinterher: „Höchsttemperatur, wohlgemerkt.“

Und selbst nach denen wird sich mancher sehnen, wenn an den darauffolgenden Tagen noch zehn, elf Grad erreicht werden. Die klingen gemeiner, als sie sind, denn im langjährigen Mittel stehen uns um diese Jahreszeit nur etwa 13 Grad Höchstwert zu. Der subjektive Wetterschock beruht also vor allem auf der großen Fallhöhe. Dass es auch ganz anders sein könnte, zeigt ein Blick auf die Wetterhistorie: Am 20. Oktober 1908 erlebte Berlin eine minus fünf Grad kalte Nacht, und 1994 war es zur selben Zeit im Havelland sogar noch eisiger. Das andere Ende des möglichen markiert der Rekord von 1967: Die 24,4 Grad sind in der zweiten Oktoberdekade in Berlin bisher nicht wieder erreicht worden. Die Sonne allein schafft es um diese Jahreszeit ohnehin nicht mehr, die Luft so sehr zu erwärmen. Dazu braucht sie Wind, der – in diesem Fall aus Südwesten – noch wärmere Luft zu uns schiebt. Deshalb war es auch in Havelland und Lausitz am Sonntag noch einen Tick wärmer als in Berlin, während es in der Uckermark kaum zu 20 Grad reichte.

Die kommende Woche dürfte auch objektiv ungemütlich werden: Wenig Sonne und immer wieder teils kräftige Schauer. Mit denen soll der ohnehin kräftige Wind noch auffrischen bis zu stürmischen Böen. „Mal hellgrau, mal dunkelgrau“, fasst Wiese die Aussichten zusammen. Dieses Gemisch dürfte den Herbst auch optisch altern lassen – und die Blätter von den Bäumen holen, bevor der Oktober richtig golden geworden ist. Als Trost bleibt die vage Aussicht, dass es am Freitag und Sonnabend wieder freundlicher und milder werden soll. Und ein stabiles Hoch wäre auch keine gute Alternative: Während es im Sommer für blauen Himmel sorgen würde, säßen wir um diese Jahreszeit höchstwahrscheinlich unter einer Hochnebeldecke.

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