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Strandspaziergang. In Wannsee waren am Sonntag bei Temperaturen bis 20 Grad die Strandkörbe schon heiß begehrt.

© Guenter Peters

Wetter in Berlin: Und es war Sommer

Wo kommen die bloß immer so schnell alle her? Kaum ist es ein bisschen wärmer, stürmen die Berliner die Parks und Plätze. Baden, flanieren, Eis essen, chillen: Berlin hat den Sonntag draußen verbracht.

Kaum beißt die Frühlingsluft nicht mehr und ein laues Lüftchen schmeichelt der Haut, ist das ganze Straßenpanoptikum der Stadt komplett: Maler, Händler, Bettler, Musikanten, Rikschafahrer, Droschkenkutscher, Hütchenspieler, Picknicker, Hobbyfotografen, Missionare und diese grün angemalten, stocksteifen Pantomimen, die den Winter über keiner vermisst hat.

Mittags schon halten die Leute im gut gefüllten Strandbad Wannsee und im Tiergarten ihre winterblassen Beine in den Himmel. Und im Lustgarten vor dem Alten Museum liegen schon wieder ein paar übernächtigte Partypeople mit nacktem Oberkörper dösend neben ihren Bierflaschen in der Sonne. Juchzend steht eine Dreiergruppe Mädels vor der sprudelnden Brunnenfontäne und lässt sich fotografieren. Aus Ulm sind sie. Und ohne Rücksicht auf Aschepartikel aus Island nur draußen in der Stadt unterwegs. „Aber abends im Hostel machen wir das Fenster zu“, ulken sie.

Vor dem Opernpalais sitzt ein junges Paar aus Hamburg hinter Weizengläsern. „Ist heute fast wie Sommer“, freuen sie sich. Zwei Models mit Riesensonnenbrillen, die „auf ihr Shooting“ warten, finden das auch. Komisch nur, dass im Gewimmel Unter den Linden das übliche babylonische Sprachgewirr fehlt. Vielleicht eine Folge der Aschewolke?

Am Reichstag dann Aufatmen: Hier sind die Spanier, Italiener, Russen, Skandinavier, und eine Gruppe Japaner sucht verzweifelt die Mauer. Komplett sommerlich brummt der Pariser Platz, der einer Flowerpower-Wiese gliche, wenn er nicht gepflastert wäre. Hallige Klänge einer Inka-Band wabern über malerisch lagernde Touristengruppen, eine Runde Jugendlicher meditiert im Lotussitz für „inneren und äußeren Frieden“, falsche Indianer und Alliierte laden zum Foto. Wer „Aschewolke“ sagt, erntet nur Lachen und Achselzucken. Auch bei Carlos Nunez aus Mexiko, der mit zwei Kumpels im Lederstrumpf-Look auf der anderen Seite vom Brandenburger Tor Trommeln, Gitarren und Monsterpanflöten aufbaut. Der kriegsbemalte Wahl-Berliner im Häuptlingskostüm arbeitet als Fliesenleger und macht wochenends Indianermusik. Heute zum ersten Mal in dieser Saison. „Seit gestern haben wir’s gewusst – für uns beginnt heute der Sommer.“ gba

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