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Es stürmt in weiten Teilen Deutschlands.

© dpa

Wetter in Berlin und Norddeutschland: Orkan im Anflug: Es wird sehr stürmisch

Am Freitag muss sich Berlin auf Regen und orkanartigen Böen bis zu Windstärke 11 einstellen. Auch in anderen Teilen Deutschlands regiert der Sturm mit Orkantiefs und Sturmfluten.

Zwei Dinge muss man vom Wetter am kommenden Wochenende garantiert nicht befürchten: Glätte und Sonnenbrand. Ansonsten wird es allerdings nicht nur ungemütlich, sondern auch gefährlich: Berlin und Brandenburg steht der stärkste Sturm seit mehr als einem Jahr bevor. Und er kommt obendrein im Doppelpack: Auf „Elon“ folgt „Felix“.

Was am Donnerstag mit ein paar unangenehmen, aber noch harmlosen Böen begann, soll an diesem Freitag heftig werden. Für den Nachmittag prophezeit der Wetterdienst Meteogroup bereits Böen um 80 km/h, also Sturmstärke neun. „Das kann ausreichen, um Äste abzubrechen oder schwache Bäume zu entwurzeln und Gegenstände von Balkons zu wehen“, sagt der Meteorologe Ronny Büttner. Zum Abend hin seien auch Böen mit Windstärke zehn – „schwerer Sturm – oder gar elf – „orkanartiger Sturm“ – möglich. Letztere lassen erfahrungsgemäß größere Schäden befürchten und können für Passanten akut gefährlich werden, weil beispielsweise Reklametafeln umherfliegen können.

Bis zu Windstärke 11

In der Nacht zum Sonnabend soll sich der Wind zumindest ein wenig beruhigen, bevor es im Laufe des Tages noch einmal richtig losgeht: Der Meteorologe erwartet wiederum einzelne orkanartige Böen; es werde insgesamt wohl noch einen Tick heftiger als am Freitag, sagt Büttner. Besonders ruppig können die Böen in Verbindung mit Regenschauern werden, an deren Grenzen sich die Luft besonders heftig verwirbelt. Sogar Gewitter seien möglich; „es ist genug Energie in der Atmosphäre“. Die wesentlichen Zutaten der aktuellen Wetterlage seien enorme Luftdruckunterschiede zwischen Nord- und Südeuropa sowie eine unvorstellbar kräftige Höhenströmung: Mehr als 300 Stundenkilometer seien es in neun Kilometer Höhe gewesen, wurde kürzlich gemeldet. Bei solchen Windgeschwindigkeiten am Boden bliebe nur nackte Erde zurück. Bei Stärke elf zerrt der Wind mit etwa 110 Stundenkilometern.

Kein zweiter "Kyrill"

Eine Böe von „Kyrill“, dem stärksten Sturm der vergangenen Jahre, brachte es an der Messstelle in Dahlem auf Tempo 126, also volle Orkanstärke. Als langjähriger Rekord dieser quasi amtlichen Messstelle stehen 131 km/h vom November 1972 in der Liste. Vereinzelt hat es allerdings danach an anderen Stellen stärkere Böen gegeben. So schlimm wird es diesmal nicht, und obendrein wird es ungewöhnlich mild: Etwa 13 Grad sollen es am Sonnabend werden – nach einer mit acht Grad ebenfalls extrem milden Nacht. Am Sonntag sind dann nur noch höchstens sechs Grad drin. „Dieser Temperaturausgleich geht nicht ohne Tohuwabohu vonstatten“, sagt Büttner.

Der Sturm könnte in den Wäldern auch deshalb deutliche Spuren hinterlassen, weil lange kein so heftiger Wind durchgefegt ist. Im Mittel war sogar das gesamte vergangene Jahr ungewöhnlich windarm, hat Büttners Kollege Jörg Riemann ermittelt.

Nächste Woche bleibt es voraussichtlich noch relativ mild, wird aber allmählich kälter. Nächtliche Glätte könnte bald wieder ein Thema werden, aber ein wirklicher Wintereinbruch ist zumindest für die nächsten zehn Tage nicht in Sicht. Aber für den großen Rest des Winters ist alles offen.

Windgeschwindigkeiten bis zu 130 km/h im Norden

Am Samstag erwarten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an den Küsten und in den Mittelgebirgen sogar bis zu Windstärke 12. Selbst im Flachland werden Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometer erreicht. In der kalten Jahreszeit können Orkane über dem Atlantik entstehen und mit dem Westwind nach Europa ziehen. Für die schleswig-holsteinischen Inseln und Halligen oder auch den Brocken im Harz werden laut DWD vereinzelte Orkanböen von mehr als 120 oder gar 130 Kilometern pro Stunde erwartet, am Freitag zunächst vor allem im Kreis Nordfriesland. Grund seien die beiden Orkantiefs „Elon“ und „Felix“. Bereits am Donnerstag kündigte der DWD mögliche Unwetterwarnungen für weite Teile Norddeutschlands an.

Erste Sturmflut des Jahres

Die niedersächsische Nordseeküste rechnet mit einer Sturmflut. Bereits in den nächsten Tagen seien deutlich erhöhte Wasserstände zu erwarten, sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Norden. Zugleich steigen die Temperaturen deutlich: Im Westen und Süden könnte es am Sonntag Werte von bis zu 15 Grad geben. Schnee hält sich nur noch in Lagen oberhalb von 2000 Metern. Damit werde sich bis in hohe Lagen Tauwetter einstellen, sagte ein DWD-Meteorologe in Offenbach. Zusammen mit dem teils kräftigen Regen bringe die Schneeschmelze vielen Regionen Hochwasser.

Steigende Wasserstände, fallende Blumentöpfe

Nach Modellrechnungen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG) tritt der Neckar zum Beispiel bereits am Freitag
über die Ufer. An Rhein und Main sollen voraussichtlich am Wochenende steigende Wasserstände eintreten. In den kommenden Tagen gelte allgemein: auf keinen Fall in den Wald gehen. Dort könne der Sturm Äste abbrechen, aber auch ganze Bäume entwurzeln. Die Menschen sollten auch darauf achten, alles windfest zu machen, sagte ein DWD-Sprecher, und beispielsweise Blumentöpfe ins Haus stellen. Auch die Deutsche Bahn will auf den Sturm reagieren: „Wenn es konkret wird, werden die Züge auf bestimmten Streckenabschnitten die Geschwindigkeit reduzieren“, sagte ein Bahn-Sprecher. Beim Sylt-Shuttle gebe es beispielsweise ab Windstärke 10 Einschränkungen, ab Windstärke 12 werde der Verkehr dort eingestellt. Erst zum Sonntag flaut der Wind etwas ab. Weil die bestehende Westwetterlage aber nach den Berechnungen der Meteorologen stabil
bleibt, kann es auch kommende Woche immer wieder stürmen. (mit dpa)

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