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Berlin: Wetter: Sommer ade - jetzt kommt Valentin

Kalt und verregnet - einfach grottenschlecht: Wer sich am Wochenende zum Grillen traf, fand am wärmenden Kohlegeknister oft mehr Gefallen als an Steaks und Würstchen, wer ins Freibad strebte, gehörte zum Kern der ganz und gar Abgehärteten. Sommer vorbei, Pelzjacke raus, um Himmelswillen den Schal nicht vergessen.

Kalt und verregnet - einfach grottenschlecht: Wer sich am Wochenende zum Grillen traf, fand am wärmenden Kohlegeknister oft mehr Gefallen als an Steaks und Würstchen, wer ins Freibad strebte, gehörte zum Kern der ganz und gar Abgehärteten. Sommer vorbei, Pelzjacke raus, um Himmelswillen den Schal nicht vergessen. Mancher hatte gestern solche Gedanken, als er in den lausigen Morgen hinausschaute. Und war zu Recht etwas trübsinnig. Denn in Berlin sackte das Thermometer am Sonntag so tief ab wie seit 100 Jahren nicht mehr. 9 bis 10 Grad Celsius - ein Kälterekord für einen 9. September.

Frage an den Wetterdienst "Meteomedia" in Charlottenburg: Können wir nach diesem Temperatursturz wieder auf etwas Wärme hoffen? Schließlich zeigen die Thermometer in Berlin in den ersten Septembertagen üblicherweise 20 Grad Celsius an. Doch ein Blick auf die Radarschirme der Meteorologen ist ernüchternd. Es bleibt voraussichtlich noch die gesamte kommende Woche kalt und regnerisch. Schuld ist das Tief "Valentin", ein "ungewöhnlich ausgeprägter Schlechtwetterbringer", sagt Meteomedia-Mann Thomas Globig.

Es hockt mit seinen Sturmwirbeln über der Ostsee und lässt auch im Raum Berlin nichts Erfreuliches am Himmel aufziehen. Im Gegenteil. Wenn sich "Valentin" zur Wochenmitte hin abschwächt, macht es einem kräftigen Nachfolger Platz. Ein weiteres Tief ist im Anzug - und zu alledem schafft der ständige Nordwestwind auch weiterhin große Mengen kalter Polarluft heran.

Doch die Hoffnung auf einen schönen Altweibersommer mit Spinnfäden und einem letzten Bier unter freiem Himmel hat Thomas Globig nicht aufgegeben. Er wagt keine Langzeitprognose, aber für einen goldenen Herbst in der zweiten Septemberhälfte und im Oktober "ist noch alles drin."

Den zahlreichen Kanuten und Hobbyfliegern, die am Wochenende unfreiwillig in der Dahme und Havel landeten, wäre ein bisschen mehr Sommer schon jetzt gut bekommen. Auf der Regattastrecke in Grünau verstaltete der Kanuverband seine Berliner Meisterschaften. Windstärken zwischen 8 und 10 wühlten den Fluss auf, viele Kinder und Jugendliche kenterten und wurden von Wasserrettern an Land gezogen.

Vor dem Strandbad Wannsee sprangen gestern dagegen gut 50 tollkühne Flieger in phantasievoll zusammengebastelten Luftfahrzeugen von einer Schwimmrampe ins Leere. Und da Aerodynamik bei ihren Konstruktionen für den "3. Red-Bull-Flugtag" die geringste Rolle spielte, schmierten sie wie der Schneider von Ulm ruck-zuck ins Wasser ab. Glück im Unglück: Es schwammen wenigstens noch keine Eisschollen auf der Havel. Tausende Zuschauer johlten unter fast ebenso vielen Regenschirmen.

Ansonsten zog es gestern kaum einen Berliner in die öffentlichen Freibäder. 50 Gäste meldete das Prinzenbad bis zum Nachmittag, ganze fünf Besucher das Bad am Pankower Schlosspark. Man floh vor der Kälte in Kinos oder wärmte sich zuhause am Tee. Und Hobbygärtner blickten ab und zu nachdenklich in den Garten. Doch keine Sorge. Eine Woche Septemberkälte verkraften Blumen und die Gemüse "problemlos", sagt Biologe Hartmut Balder vom Pflanzenschutzamt Berlin. Die kühlen Temperaturen bescheren ihnen sogar einen Vorteil gegen Schädlinge, die für ihre Kinderstube Wärme brauchen. Deshalb ziehen in dieser Woche weniger Schnecken über den Salat.

Ärgerlich sind die Megatiefs über Berlin aber für alle, die gerne in Tomaten und Äpfel beißen. Denn Früchte brauchen Sonne. Sonst bilden sie keine Vitamine und kein Aroma aus. In der kommenden Woche werden die Tomaten aus Werder also vermutlich etwas fade schmecken.

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