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© Michael Körner

Wetterchaos: Der Winter kostet die Stadt Millionen

Experten rechnen mit erheblichen Frostschäden auf Straßen. Auch Feuerwehr- und BSR-Einsätze kommen die Berliner teuer zu stehen.

Das wird richtig teuer: Nach dem Ende der Frostperiode werde es einfacher sein, die Straßen aufzuzählen, die keine Schlaglöcher aufweisen, als diejenigen zu nennen, die zur Holperpiste geworden sind. Davon ist nicht nur ADAC-Sprecher Michael Pfalzgraf überzeugt. Auch in den Bezirken fängt man schon an zu rechnen. 450 Millionen Euro sollen nach Ansicht von Pfalzgraf nötig sein, um das Straßennetz von Grund auf instand zu setzen. 33,2 Millionen Euro hat der Senat für dieses Jahr bewilligt. Und nur 30,7 Millionen Euro davon wollen die Bezirke nach Angaben der Finanzverwaltung auch wirklich in den Straßenbau stecken; die restliche Summe verschwindet woanders im Haushalt. Auch auf der Stadtautobahn mussten in ihrem westlichen, alten Bereich bereits Fahrspuren vorübergehend gesperrt werden, bis Schlaglöcher beseitigt waren.

Steglitz-Zehlendorf hat nach Angaben von Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) bereits 80 000 Euro ausgegeben, um die Minikrater auf den Fahrbahnen provisorisch zu füllen. Am Ende werden es wohl über 500 000 Euro werden, befürchtet er – bei einem Gesamtetat für die Straßenunterhaltung im Bezirk in Höhe von 3,456 Millionen Euro, mit denen auch die Geh- und Radwege geflickt werden müssen.

Sein Pankower Kollege Jens-Holger Kirchner (Bündnis90/Grüne) sieht es ähnlich: Die Schäden seien sicher weit größer als nach dem vergangenen Winter. Seit Jahren fehlt Geld für die Pflege der Straßen. Schlechte Fahrbahnen werden am Ende immer teuer, sagt Kirchner. Der Bezirk kann in diesem Jahr sieben Straßen neuwertig ausbauen. In Leverkusen hat man seit 2003 alle Hauptstraßen saniert. Die Frostschäden hielten sich jetzt in Grenzen, heißt es im Rathaus. Den Vorschlag von FDP-Fraktionschef Christoph Meyer, die einbehaltenen Landeszuschüsse für die S-Bahn in ein Anti-Schlagloch-Programm zu investieren, lehnt der Senat ab. Gestern litten die Straßen auch in Alt-Friedrichsfelde, nach einem Wasserrohrbruch ging nichts mehr.

Auch in anderen Bereichen wird dieser Winter für die Berliner teuer: Allein die vielen schweren Stürze von Menschen auf glatten Gehwegen lassen einen Millionenschaden befürchten – durch medizinische Kosten plus Arbeitsausfall. Im Straßenverkehr hat der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft bisher bundesweit etwa 55 000 glättebedingte Haftpflichtschäden mit 230 Millionen Euro Gesamtsumme ermittelt. Rechnet man diese Zahlen auf Berlin herunter, wo knapp drei Prozent der deutschen Pkw-Flotte fahren, ergeben sich rund 1600 glättebedingte Verkehrsunfälle mit mehr als sechs Millionen Euro Schaden.

Die Gasag berichtet von einem fünfprozentigen Absatzplus im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat. Allerdings dürften die deutlich gesunkenen Gaspreise die meisten Mieter vor heftigen Nachzahlungen bewahren. Bei Vattenfall heißt es, dass der Fernwärme- und Strombedarf sich erstaunlich wenig von den Spitzenlasten im Vorjahr unterscheide. Teuer wird der Winter für jene, denen die Feuerwehr Eiszapfen oder Schnee vom Dach geholt hat – sofern sie eine Rechnung schreibt. Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke berichtet von rund 3500 Wintereinsätzen seit Jahresbeginn. 380 Euro seien das Minimum, bei schweren Fällen wie dem Bauhaus-Dach am Mittwoch gehe die Rechnung in die Tausende.

Die BSR rechnet ebenfalls erst zum Schluss ab – und gleicht ihre Winterkosten über den Landeshaushalt aus. Bisher sind rund 325 000 Winterdienst-Einsatzstunden und 50 000 Überstunden aufgelaufen. Oft arbeiten die gut 1600 BSR-Feger 13 Tage am Stück, vereinzelt auch noch länger. Die Kosten fürs Salz mag die BSR nicht nennen, aber die bisher gestreuten 25 000 Tonnen (Marktpreis knapp 80 Euro) dürften sich auf etwa zwei Millionen Euro summieren. Hinzu kommen bisher 12 000 Tonnen Splitt.

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