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Berlin: WG mit Klimazonen

Tagesspiegel und Radio Multikulti zeigen, wie Berliner wohnen

BERLIN PRIVAT

Wer sagt, dass Homestorys nur interessant sind, wenn Prominente darin die Hauptrolle spielen? Wir nicht. In einer neuen Serie stellen Radio Multikulti und der Tagesspiegel die Wohnungen der Berliner von nebenan vor. Das Besondere: Die Sendung zum Text läuft heute um 8.40 Uhr im Radio. Und im Internet erlauben die Bewohner einen Blick ins Private.

Viel Luxus gibt es nicht in dieser Wohnung: einen Geschirrspüler in der Küche, und im Bad eine Eckwanne. Die ist so groß, dass alle sechs Bewohner darin gemeinsam einen lauschigen Abend verbringen könnten. Dazu ist es bislang allerdings noch nicht gekommen. Denn diese Wohngemeinschaft ist ein „reines Zweckbündnis“, sagt Julia. Die 28-jährige Psychologin hat sich im vorigen August dazu entschlossen, mit „Partybekanntschaft“ Gogo zusammenzuziehen. Auserkoren haben sich die beiden ein Haus in Prenzlauer Berg, in dem seit der Wende nicht viel gemacht wurde. Vor der Wende allerdings auch nicht. Mit anderen Worten: „Die Bude war die reinste Ruine“, sagt sie. Inzwischen verdienen die 160 Quadratmeter zu Recht den Titel „Wohnung“. Der Mittelpunkt: die große Küche. Hier trifft sich die Gemeinschaft hin und wieder zu gemeinsamen Videoabenden. Dann läuft „Sex and the City“ – im Original. Die Kassetten hat sich Bewohnerin Athina aus Kalifornien schicken lassen. Dort hat die 40-jährige Künstlerin mal studiert. Hier in Berlin verdient sich die Zypriotin ihr Geld mit Malerei. Sie beschreibt die WG-Atmosphäre als „confusing but free“. Es gibt keine Regeln und doch nimmt jeder Rücksicht. Ihr Zimmer ist mit Abstand das ordentlichste – und das wärmste. In der Wohnung gibt es eine klimatisches Nord-Süd-Gefälle: Johanna, die schwedische Musikerin am anderen Ende des Flurs, mag es kälter, sagt Athina und grinst: „Die schläft selbst im Winter mit offenem Fenster.“ Im Augenblick macht die Schwedin Urlaub – im Süden. Auch Gogo ist gerade auf Reisen. Und Natascha, die Kinderbücher illustriert, klappt ohnehin nur sporadisch die Matratze von ihrer Wand. Denn in die WG kommt sie nur, wenn sie zum Arbeiten mal Ruhe von ihrer Familie braucht. Deshalb haben Athina und Julia die Wohnung im Moment fast für sich allein. So entwirft die eine Engelsfiguren aus Pappmaché, die andere brütet über ihrer Doktorarbeit. Hin und wieder tönt „Der kleine Eisbär“ aus dem Rekorder. Das ist die Lieblingskassette des jüngsten WG-Bewohners. Jim heißt er, ist vier Jahre alt und Julias Sohn. Schon seinetwegen hat sie von Anfang an die Parole ausgegeben: „Wir sind keine Studenten-Kiffer-WG.“

Radio Multikulti (Kabel 91,6 und Antenne 106,8), 8.40 Uhr; Internet www.berlinprivatonline. de

Nina Siegers

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