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Berlin: Wie Angestellte und Kunden in Berlin den Zusammenschluss der Deutschen und Dresdner Bank sehen

Die angekündigte Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank und die damit verbundenen Pläne für Filialschließungen haben in Berlin zu Besorgnissen unter Angestellten beider Institute geführt. Die meisten Kunden bleiben anscheinend aber gelassen.

Die angekündigte Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank und die damit verbundenen Pläne für Filialschließungen haben in Berlin zu Besorgnissen unter Angestellten beider Institute geführt. Die meisten Kunden bleiben anscheinend aber gelassen. "Es gibt Unsicherheit bei den Kollegen", sagte gestern der Leiter einer "Deutsche Bank 24"-Filiale, der ungenannt bleiben will. Am Tag nach der Pressekonferenz, auf der die Fusionspläne bekannt gegeben wurden, würden "mehr Mutmaßungen als Kenntnisse darüber, wie es weiter geht", ausgetauscht.

Tatsächlich wollte die Landeszentrale der Dresdner Bank auf Nachfrage keine Auskünfte geben. Man kenne bisher auch nur "erste Details" aus den Bekanntmachungen der Konzernspitze vom Donnerstag. Die Sprecher der Deutschen Bank in Berlin waren nicht erreichbar.

Allerdings hieß es aus Bankenkreisen, dass Schließungen wohl hauptsächlich an Standorten bevorstünden, wo Filialen der Deutschen Bank 24 und der Dresdner Bank in unmittelbarer Nähe liegen. Derzeit haben die Geldhäuser zusammen 160 Niederlassungen in Berlin. Bundesweit sollen 800 von bisher 2500 Filialen innerhalb der nächsten drei Jahre schließen und 16 000 Arbeitsplätze entfallen. Die Filialen sollen künftig "Bank 24" heißen und unter maßgeblicher Beteiligung der Allianz-Versicherung betrieben werden. In der Steglitzer Schloßstraße wird vermutlich eine Niederlassung schließen - dort residiert die Deutsche Bank 24 im Haus Nummer 88 an der Ecke Hermann-Ehlers-Platz, und gleich nebenan ist die Dresdner Bank im Haus Nummer 89 vertreten. "Für mich persönlich erwarte ich keine Folgen", sagte die Deutsche-Bank-Kundin Britta Kallmann über die Fusion. Allerdings handele es sich um "ein Politikum" und ein Zeichen der Globalisierung. Wäre sie Aktionär bei einer der Banken, würde sie sich eher Sorgen machen. Bedenklich finde sie vor allem den wachsenden Einfluss der Allianz: "Jeder hat seine Finger überall drin." Dies könne zu mangelnder Kontrolle führen.

Am Theodor-Heuss-Platz in Charlottenburg liegen Filialen der beiden Institute nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Ein Kunde der Dresdner Bank aus der Umgebung der Reichsstraße nannte die Verkleinerung des Filialnetzes "verständlich". Denn "im Vergleich zu anderen Ländern sind wir überversorgt mit Banken". Zu den besonders nahe beieinander gelegenen Filialstandorten der bisher konkurrierenden Geldhäuser zählen auch der Kurfürstendamm nahe dem Rathenauplatz, der Bayerische Platz in Schöneberg, die Karl-Marx-Straße in Neukölln und der Teltower Damm beziehungsweise die Berliner Straße in Zehlendorf-Mitte. Mancherorts sollen Filialleiter der beiden Banken sich gestern zum ersten Mal die Hände geschüttelt haben.

Bankangestellte berichteten, es gebe "natürlich" viele Nachfragen von Kunden, aber keine Kritik oder geäußerte Sorgen. Lange Wege drohten ja auch nur, wenn eine Filiale geschlossen werde, ohne dass in der Nähe eine andere Niederlassung als Ersatz bereit stehe. Zudem gehe der Trend in der jüngeren und mittleren Generation zum Homebanking per Computer.

Dies bestätigte am Roseneck in Wilmersdorf der Anwohner Jörg Banschat, ein ehemaliger Kunde der dortigen Dresdner Bank. "Es tut mir für das Personal leid. Aber ich will sowieso mit Homebanking anfangen." Er sei nun Kunde in einer nahen Filiale der Deutschen Bank 24 in Schmargendorf, aber auch dort unzufrieden mit der Beratung. Seit der Ausgliederung des Instituts aus der Deutschen Bank "weiß keiner mehr, wofür er zuständig ist".

Ganz ohne Service-Einbußen bleibt die Fusion nach den Worten eines leitenden Bankmitarbeiters wohl nicht: In den verbleibenden Filialen "müssen die Kunden wahrscheinlich länger warten".

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