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Überflieger. Sébastien Foucan ist der Begründer des Trendsports Freerunning. Das Bild zeigt ihn in der Eröffnungsszene des Bond-Films „Casino Royale“.

© picture-alliance / Mary Evans Pi

Wie auf der Leinwand: Hindernislauf à la James Bond

Abenteuer wie bei James Bond gibt's nur im Kino? Irrtum. Im April findet der erste Urbanian Run im Olympiapark statt. Der Erfinder des Trendsports rannte einst dem berühmtesten Geheimagenten der Welt davon.

Sie jagen sich kreuz und quer über eine Großbaustelle, setzen im Sprung über Absperrgitter, rasen geländerlose Treppenhäuser hinab, klettern auf Baukräne und balancieren auf deren Auslegern in schwindelnder Höhe: knapp vorneweg der Top-Terrorist Mollaka, hinter ihm her Geheimagent James Bond 007. Die atemberaubende Verfolgungsjagd im 2006 gedrehten Bond-Film „Casino Royale“ ist längst legendär – gespielt vom aktuellen Bond-Darsteller Daniel Craig und dem französischen Extremsportler und Begründer des Trendsports Freerunning Sébastien Foucan.

Schade eigentlich, dass man solche Abenteuer nur im Kinosessel erlebt, dachten sich die Veranstalter einer neuen Serie von Hindernisläufen, die am 12. April in Berlin startet. Es ist ein weiteres filmreifes Spektakel nach der Berlinale. Beim „Urbanian Run 2014“ kann man nun selbst in 007-Manier lossprinten. Versprochen wird der große Kick: „Adrenalin à la James Bond“. Allerdings sind die Hürden, die es zu überwinden gilt, etwas abgespeckt und den sportlichen Fähigkeiten des durchschnittlichen Großstädters angepasst.

Immerhin: Die Teilnehmer können wie im Kino über verkeilte Autos hechten, müssen über Mauern, Zäune, Gitter und aufgestapelte Container hinweg, sich an Gerüsten entlanghangeln, sogar quergestellte Lastwagen überklettern – und sollen dabei an ihr Limit kommen. Wo? Auf dem Gelände des Olympiaparks in Westend zwischen Waldbühne, Reiterstadion, Maifeld und Olympiastadion.

„Einfach nur laufen war gestern“, sagt Christoph Teller von der Hamburger Marketingagentur „Ufa Sports“. Seine PR- Firma betreibt Imagepflege für Fußballclubs und Spitzensportler – und nimmt nun einen Trend auf, der in den USA „schon offensichtlich ist“, sagt Teller. Die Begeisterung für die klassischen Stadt- Marathonläufe schwinde zugunsten der neuen Hindernisläufe. In den Staaten haben laut Ufa Sports die urbanen Abenteuerläufe bereits mehr Teilnehmer als die klassischen Straßenmarathons.

Entsprechend fühlt sich Christoph Teller angefeuert. Nach der Premiere in Berlin sollen 2014 weitere Runs in Dortmund, Nürnberg, Dresden und Frankfurt am Main folgen. Die Idee geht aus einem Trendsport hervor, dessen Wurzeln in die 1980er Jahre zurückreichen. Damals war es dem französischen Leichtathleten und Turner David Belle zu langweilig, sich immer nur in Hallen und auf Sportplätzen auszutoben. Er trainierte lieber draußen in der Natur, suchte sich Herausforderungen wie schwer zu erklimmende Bäume oder Wassergräben zum Überspringen. Auch die spielerischen Verfolgungsjagden von Kindern und Jugendlichen über Treppen, Pingpongplatten und Papierkörbe waren sein Vorbild.

Schließlich übertrug er diese neue Fitnessbewegung auf die Beton- und Straßenlandschaft des Pariser Vorortes Lisses. Die Hindernisse wurden schwieriger, junge Anhänger sprangen von Mauer zu Mauer, nahmen sich Baugerüste, Garagen, sogar Hausfassaden vor. Der Trendsport Parcour war geboren. Und dazu passte das später von Sébastien Foucan entwickelte urbane Freerunning. Beides ist letztlich die Kunst, sich effizient und rasch in einer Stadtlandschaft fortzubewegen.

Auch in Berlin gibt es mehrere Gruppen überwiegend junger Leute, die als sogenannte Traceure immer auf dem Sprung sind. Le traceur, das ist auf Französisch eine Person, die eine Linie zieht. Und beim Parcour geht es eben darum, mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst geschickt vom Punkt A zum Punkt B zu gelangen. Das üben beispielsweise die Mitglieder von „Parkour One Berlin“ in verschiedenen Bezirken. Sie gehen auf Entdeckungstour, suchen ihre „Playgrounds“ mit geeigneten Hindernissen zum Trainieren. Mit dabei ist ihre Philosophie. Es geht darum, den immer stärker privatisierten und kommerzialisierten urbanen Raum zurückzuerobern. Aber ohne lebensgefährliche Stunts wie bei James Bond, sondern respektvoll gegenüber der Umgebung, den Mitmenschen. Und vor allem: sicher.

Das soll auch oberstes Gebot beim „Urbanian Run“ im April sein. 5000 Teilnehmer werden erwartet, 15 Hindernisse müssen sie auf der Zehn-Kilometer-Strecke schaffen. Dazu gehören auch Betonröhren zum Durchrobben, ein Labyrinth aus Bauzäunen, Reifenberge zum Überklettern und eine drei Meter hohe Quarterpipe auf einem Skateboard-Gelände. Wie kommt man mit Schuhen hinauf? „Losrennen und zum Schluss hochziehen“, raten die Veranstalter.

Also schon mal trainieren. Terrorist Mollaka wird beim Showdown von James Bond erschossen. Beim Berliner Run sind die Aussichten besser: „Jeder, der sich der Herausforderung stellt, gewinnt.“

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