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Berlin: „Wie bei Dick und Doof“

Bürgerinitiativen klagen über das BER-Desaster.

Frust, Wut und Häme. Die verschobene Flughafen-Eröffnung sorgt überall dort, wo längst die Flugzeuge lärmen sollten, für Kopfschütteln. Bürgermeister wie auch Bürgerinitiativen aus Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf und Werder machen ihrem Ärger über die Flughafenpleite Luft. Aufatmen, dass die Flugzeuge nicht wie geplant ab Oktober, sondern frühestens 2014 über ihren Dächern kreisen werden, können die wenigsten.

„Ich bin wie jeder andere Steuerzahler entsetzt“, sagt Peter Kreilinger von der Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“. Die Flughafengesellschaft sei ein Gegner, für dessen Fehler jeder im Land bezahlen müsse. „Ich fühle Ärger, immer wieder Ärger.“ Es sei an der Zeit, dass die Regierungschefs Matthias Platzeck und Klaus Wowereit (beide SPD) sowie Flughafenchef Rainer Schwarz Konsequenzen ziehen. „Dass man nun Dick gegen Doof, oder andersherum, austauscht, ist eine bodenlose Unverschämtheit“, kommentierte Kreilinger den Wechsel von Platzeck und Wowereit an der Spitze des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft. „Jeder, der in Sachen Lärm glaubte, das wird nicht so schlimm, der merkt jetzt, welche Stümper da am Werk sind“, so Kreilinger.

Christine Hauptmann vom Verein „Teltow gegen Fluglärm“ fordert gar eine Neuplanung des Flughafens an einem neuen Standort. „Wir finden es hirnrissig, weitere Millionen zu verpulvern.“ Nun sei es an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. „Es ist aberwitzig zu glauben, dass Ministerpräsident Platzeck es besser machen kann.“ Er habe keinen technischen Sachverstand, sagt Hauptmann.

Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) nimmt den Regierungschef hingegen in Schutz. Die Verschiebung sei zwar ein Desaster, trotzdem glaube er, dass Platzeck seine Chance nutzen werde, den Flughafen auf Kurs zu bringen. Gleichzeitig hofft Schmidt, dass Platzeck die Lärmbetroffenen jetzt nicht mehr vergessen wird.

Zumindest auf den Schutz der Lärmbetroffenen setzt auch Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB). „Dieser Flughafen bringt eine Menge Leid über Brandenburg.“ Wolle man das letzte bisschen Akzeptanz noch retten, wäre es jetzt angezeigt, das Volksbegehren für ein strengeres Nachtflugverbot ernst zu nehmen. Albers forderte den Landtag auf, den Lärmschutz auszuweiten und nicht auf den anstehenden Volksentscheid zu warten.

Matthias Schubert, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Fluglärm in Brandenburg, spricht gar von Dilettantismus. „Der Flughafen kostet so viele Millionen, da sollten zumindest die Bürger ruhig schlafen können.“ Über einen besseren Lärmschutz am Flughafen soll unter anderem am 23. Januar vor dem Oberverwaltungsgericht verhandelt werden.Tobias Reichelt

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