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Berlin: Wie der Kanzler und einige Kabinettsmitglieder ihren zweiten Amtstag in Berlin begingen

Wenn Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf dem Fahrrad durch die Stadt fegt, ist er wirklich Privatmann. Allerdings freut er sich über die Kinder, die Autogramme haben wollen.

Wenn Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf dem Fahrrad durch die Stadt fegt, ist er wirklich Privatmann. Allerdings freut er sich über die Kinder, die Autogramme haben wollen. Der zweite Amtstag in Berlin begann im westfälischen Ahaus, wo Trittin am Abend zuvor mit Bürgerinitiativen diskutierte. Um 6 Uhr morgens ging es mit dem Flieger in die Hauptstadt. Der Umweltminister musste eine Rede auf dem Inovationsforum "Entsorgung" halten. Nach einer Abteilungsleiterrunde im Ministerium dann die Pause in der Filiale einer bekannten Fastfood-Kette am Alex, wie Ingrid Müller aus Trittins Büro verriet: "Ich habe Fritten gegessen und der Minister irgendeinen Burger." Danach eine Fraktionssitzung der Grünen, anschließend ein Gespräch mit Ministerkollege Werner Müller - ein Tag wie in Bonn. Sein Heim in Pankow hat Trittin schon vor einiger Zeit bezogen. "Die Kisten sind sicher ausgepackt", sagt Müller. Dagegen gibt es im Ministerium noch Probleme: zum Beispiel mit den Telefonleitungen.

Die gibt es im Kanzleramt nicht, versichert eine Mitarbeiterin im Bundespresseamt. Am Dienstag waren alle Kisten ausgepackt, Bundeskanzler Gerhard Schröder konnte sich auf das Regieren konzentrieren. Das begann am Morgen mit einem Besuch am Grab von Willy Brand in Zehlendorf. Mittags stand ein Gespräch mit dem DGB-Vorsitzenden an. Und nach nachmittäglichem Plauderstündchen mit Schlewig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis ging es zum Austausch mit Manfred Stolpe zur Glienicker Brücke.

Heide Simonis hatte sich übrigens noch bei einem anderen Kabinetts-Mitglied angesagt. Gestern Abend traf sie Finanzminister Hans Eichel. Der war am Morgen in Köln bei einer Veranstaltung zum Thema Kohlesubvention gewesen. Mittags hatte er einen privaten Termin in Berlin. "Der Minister muss ja auch mal zum Friseur", wie ein Sprecher ins Telefon flüstert. Kisten auspacken stand nicht auf dem Programm, dafür kümmerte sich der Finanzminister um die Gestaltung seines Büros, besonders um die Bilder, wie sein Mitarbeiter verriet. Und wo geht Eichel abends aus? Ein Geheimnis. "Er kennt sich gut aus, schließlich hat er in Berlin studiert."

Außenminister Joschka Fischer amtierte am zweiten Tag nach dem Umzug gar nicht in Berlin, sondern war im Kosovo. Internationale Termine nehmen keine Rücksicht auf den Umzug. Dass die Kabinettsmitglieder sich schnell in Berlin einleben, kann man dem Tratsch entnehmen: In Bonn werde gemault, weil Verkehrsminister Franz Müntefering zuwenig in der alten Hauptstadt sei.

Ein Nachtrag zu Jürgen Trittin: Dass der Minister keinen Führerschein gemacht hat, hat nach Auskunft seines Büros keine ideologischen Gründen. Es habe sich so ergeben. Zunächst habe das Geld gefehlt, dann habe es Trittin auf die lange Bank geschoben und jetzt braucht er ihn nicht mehr. Geschwindigkeitsbedürfnisse kompensiert man im Berlin am besten mit dem Fahrrad.

rfi

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