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Berlin: „Wie ein Massaker“

Türkische Blätter berichten über die Brandkatastrophe in Moabit

Die Brandkatastrophe am vergangenen Montagabend in Moabit, bei der neun Menschen starben, war auch in türkischen Blättern ein großes Thema. Die Milliyet sprach von der „Katastrophe in Berlin“. Die Hürriyet schrieb am Mittwoch groß auf der Titelseite ihrer Europa-Ausgabe: „Zweifelhafter Brand“. Zu zwei Aufnahmen vom Ort des Geschehens hieß es: „Bei einem Brand im Stadtteil Moabit in Berlin sind acht Menschen, darunter vier Kinder, gestorben. Die Staatsanwaltschaft nahm aufgrund des Verdachtes der Brandstiftung die Ermittlungen auf.“ Zu dem Zeitpunkt ging man noch von acht Todesopfern aus.

Die Hürriyet widmete sich dem Thema noch einmal auf der Titelseite der Europa-Beilage und schrieb: „Es ähnelt einem Massaker.“ Alle Zeitungen nannten einzeln die Nationalität der Verstorbenen. „Unter den Toten sind keine Türken“, meldete die Hürriyet zudem. Die Zeitungen stellten keine Vermutungen darüber an, ob das Feuer einen rassistischen Hintergrund hat.

Sie beriefen sich vielmehr auf Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD): „Den Brand hat jemand anders gelegt“, zitierte ihn die Hürriyet, um zu sagen, dass es nicht die Tat von Rassisten war. Zudem zeigte die Zeitung ein Foto von der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne): „Ich hoffe, dass die Tat keinen fremdenfeindlichen Hintergrund hat.“

Umso mehr erregten sich die Blätter über die Äußerungen von Feuerwehrchef Albrecht Broemme und dem CDU-Bundestagskandidaten Volker Liepelt. „Sie nutzen den Brand für sich aus“, schrieb die Türkiye auf der Titelseite der Europa-Ausgabe am Donnerstag. „Die Behauptung, dass die Migranten gestorben sind, weil sie kein Deutsch konnten, hat Wasser auf die Mühlen der Christdemokraten gegossen. Manche von ihnen möchten jetzt Deutsch zum Pflichtkurs machen“, hieß es in dem Artikel. Immerhin widmete das Blatt der Warnung des Feuerwehrchefs im Folgebericht auf der dritten Seite einen eigenen Absatz: „Drei Züge Rauch können tödlich sein.“

Die Hürriyet fragte am Donnerstag sowohl auf der Titelseite als auch auf der Innenseite der Europa-Beilage: „Heißt das, dass die, die kein Deutsch können, jetzt sterben sollen?“ Zuletzt wurde das Thema am Freitag zum fast ganzseitigen Aufmacher auf der Titelseite der Europa-Beilage der Hürriyet. Die Zeitung berichtete über die Reaktionen auf die „misslichen Behauptungen der Feuerwehr.“ Auf derselben Seite brachte die Zeitung eine bebilderte Meldung, dass Liepelt sich für seine Äußerungen entschuldigt hat. Sie meldete außerdem, dass es für einen Tipp, der zur Ergreifung der Täter führt, eine Belohnung von 10 000 Euro gibt.

Suzan Gülfirat

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