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Berlin: Wie es im Haus des früheren DDR-Staatsratsvorsitzenden aussieht

Er ist "nur" ein einstöckiger Flachbau mit Souterrain, hergestellt aus Betonfertigteilen aus der normalen und damals DDR-üblichen Plattenproduktion für Wohnungsbauten in Großsiedlungen. Die Haustypenbezeichung "Magdeburg" klang zwar nüchtern und unspektulär, doch die Elbstadt gab als Herstellungsort einem wahren Prunkstück exklusiven DDR-Wohnungsbaus den Namen.

Er ist "nur" ein einstöckiger Flachbau mit Souterrain, hergestellt aus Betonfertigteilen aus der normalen und damals DDR-üblichen Plattenproduktion für Wohnungsbauten in Großsiedlungen. Die Haustypenbezeichung "Magdeburg" klang zwar nüchtern und unspektulär, doch die Elbstadt gab als Herstellungsort einem wahren Prunkstück exklusiven DDR-Wohnungsbaus den Namen. Wer im "Magdeburg" wohnte, auf einer Wohnfläche von bis zu 450 Quadratmetern, mit zwei Bädern und einem Bad im Souterrain, mit einer riesigen Terrasse, konnte sich höchstens über das Grundstück drumherum beklagen, das im Vergleich zum Haus irgendwie viel zu klein wirkte.

Rund 250 Häuser dieser exklusiven Art - auch der Typ "Gera" gehört dazu - wurden Anfang der siebziger Jahre vorwiegend in Pankow und Köpenick hochgezogen. Nach der Anerkennungswelle der DDR zog es Tausende von Diplomaten samt Anhang nach Ost-Berlin. Vor allem für sie waren die Haustypen Magdeburg und Gera bestimmt. Die Diplomatenwohnung Gera bot gar bis zu 550 Quadratmeter Wohnfläche, die sich allerdings auf zwei Geschosse verteilten. Der Haustyp sah aus wie ein großer Würfel - aus dem man allerdings äußerlich durchaus etwas machen kann. In letzter Zeit haben neue Eigentümer oftmals Satteldächer aufgesetzt, so dass "Gera" plötzlich aussieht, als sei es in Dessau entworfen worden, in der Bauhaus-Schule der zwanziger Jahre.

Der frühere DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz bezog einen untypischen Bau vom Typ Magdeburg. Er könnte als Magdeburg plus bezeichnet werden, ist noch größer als der normale Typ, hat deshalb auch eine weitere sanitäre Einrichtung auf seiner weiten Ebene. Auch hier im Souterrain Bad und Dusche für das mögliche Personal. Dieses Haus war als Gästehaus der DDR konzipiert, kam aber nie zu seinem eigentlichen Einsatz.

Nach der Wiedervereinigung sollten Magdeburg und Gera zunächst abgerissen werden. Diese große Brocken standen ehrgeizigen Wohnungsbauplänen des Bundes im Wege. Aber es kam doch anders als gedacht. Zunächst mussten Alteigentümeransprüche abgewartet werden, und bis zum Herbst vergangenen Jahres hoffte das Bundesbauministerium noch auf Wohnungsbaustandorte. Einige Häuser wurden auch abgerissen. Aber für die Bundesvermögensverwaltung eröffneten sich doch ungeahnte Vermarktungschancen. Niemand hätte geglaubt, dass vor allem Bonner Zuzügler einen Narren an den Platten fanden. Rund fünfzig Häuser wurden bereits verkauft, übrigens auch an Berliner.

Etwa hundert Häuser der Typen Magdeburg und Gera warten derzeit noch auf Käufer. Das Interesse an den überdimensionalen Einfamilienhäusern soll immens sein. Verkauft wird an den, der das Meiste bietet. Preise zwischen 600 000 und 1,5 Millionen Mark werden genannt.

Christian van Lessen

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