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Berlin: Wie fährt man eigentlich 10 km/h?

In der Innenstadt sollen die Autofahrer künftig auf vielen Straßen nur noch schleichen. Das ist gar nicht so leicht

Der Senat möchte, dass Autos rund um den Hackeschen Markt nur noch mit Tempo Zehn fahren dürfen. TagesspiegelRedakteurin Sandra Dassler hat’s versucht.

Langsamkeit kann ganz schön wehtun. Der linke Fuß (Kupplung) fängt schon nach 50 Metern an zu schmerzen. Der rechte (Gaspedal) hängt die meiste Zeit in der Luft. Bloß nicht zutreten! Schließlich ist der erste Versuch, zehn Stundenkilometer nicht zu überschreiten, gerade grandios gescheitert: Nach Gefühl wollte ich fahren. Ganz, ganz langsam schlich ich auf den Polizisten zu. Das konnten gar nicht mehr als fünf km/h gewesen sein. Von wegen! „24“ rief der Mann hinter dem Laser fröhlich: „Macht im Ernstfall 25 Euro“.

Na gut, wenn man seinem Gefühl nicht trauen kann, gibt es ja noch den Tacho. Schon beim Anfahren springt der Zeiger über die 20. Also runter vom Gas. Die Ziffer 10 existiert auf dem Tacho gar nicht– komisch, dass mir das noch nie aufgefallen ist. Zwar liegt zwischen 0 und 20 noch ein Strich. Aber was zeigt der an? 15 oder 10 km/h? Oder Schrittgeschwindigkeit? Quälend langsam kriecht der Wagen des Wegs. So bin ich noch nie gefahren. So fährt kein Mensch. Der Polizist nickt anerkennend: „Zwischen 11 und 14.“ Noch zu schnell. Doch wenn ich langsamer fahr’, säuft der Motor ab. „Komm’ jetzt, konzentrier’ dich!“, murmele ich: „Fahr’ halt so wie sonst beim Rückwärts-Einparken zwischen die Autos deiner Chefs.“ Bloß nicht auf die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer achten.

Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Mein linker Fuß ist eingeschlafen. Da kommt die Erleuchtung: Ich kann ihn ja neben die Kupplung stellen. Schließlich muss ich bei dieser „Geschwindigkeit“ den Gang nicht wechseln. Der Polizist ist begeistert: „Zwischen 7 und 10 – super!“ Ich bin viel zu träge, um mich zu freuen. „Mit Automatik geht das einfacher“, sagt er. Wer’s hat…

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