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Berlin: Wie geht Integration? John und ihr Nachfolger streiten

Ausländerbeauftragter Piening beurteilt die Ergebnisse skeptisch

Ist die Integration von Migranten gescheitert? Vor allem Barbara John und Günter Piening waren da unterschiedlicher Meinung. Das Stadtforum von unten hatte die alte und den neuen Integrationsbeauftragten zu einer Podiumsdiskussion ins Rathaus Schöneberg eingeladen. „Ich teile nicht die modische Auffassung, die Integration sei gescheitert“, sagte die ehemalige Ausländerbeauftragte. „Als ich vor 22 Jahren hier anfing, verließen nur 25 Prozent der Migrantenkinder die Schule mit einem Abschluss. Heute sind es 75 Prozent. Es gibt fast keine Analphabeten mehr.“ Dagegen zeigte sich der amtierende Integrationsbeauftragte weit weniger optimistisch. „Immer mehr Menschen gehen davon aus, dass die Integration gescheitert ist. 42 Prozent der NichtDeutschen sind arbeitslos, bei den Türken sind es 48 Prozent.“ Er verwies auch auf den wachsenden Antisemitismus in der ausländischen Bevölkerung.

Hauptkritikpunkt war das Bildungssystem. „Wir brauchen eine grundlegende Bildungsreform“, sagte Özcan Mutlu (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Abgeordnetenhauses. Er forderte auch mehr Kurse für ausländische Mütter. Und Erich Beyler, ehemaliger Lehrer an der Kiezschule SO 36 in der Skalitzer Straße, drang auf die Einführung eines Ethikunterrichts. In Ost-Berliner Schulen sei Ausländerfeindlichkeit verbreitet und die grundlegende Integration in Einrichtungen mit hohem Ausländeranteil nicht gewährleistet. Cornelia Reinauer, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, möchte mit der Sprachförderung für ausländische Kinder bereits in den Kindertagesstätten beginnen. Die PDS-Politikerin sieht Erfolge: „Die eigentliche Innovation in Kunst und Kultur stammt von der Migrantengeneration. Die Musikindustrie kommt auch deshalb nach Kreuzberg, weil hier ein kreatives Potenzial sitzt.“ Eren Unsal, Sprecherin des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, bewertet den Integrationsprozess positiv, warnt aber vor zu weit gehenden Forderungen an die Migranten. Zu oft werde Integration mit Assimilation verwechselt. cof

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