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Berlin: Wie Quartiersmanagement die Lebensqualität in Neukölln verbessern soll

Das Gelb, Rot und Blau der mannshohen "Kopf"-Skulpturen leuchtet in der Septembersonne. Die Mädchengruppe eines Jugendzentrums hat das Kunstwerk in der Falkstraße neu angestrichen.

Das Gelb, Rot und Blau der mannshohen "Kopf"-Skulpturen leuchtet in der Septembersonne. Die Mädchengruppe eines Jugendzentrums hat das Kunstwerk in der Falkstraße neu angestrichen. Einen Steinwurf entfernt, in einer alten Waschküche, lassen sich Bewohner der in den 70er Jahren erbauten Rollberg-Siedlung ein Frühstück bereiten - die Köchin kommt aus der Nachbarschaft und wird vom Sozialamt bezahlt. Gegenüber sind Bauarbeiter mit einem Spielplatz beschäftigt. Alle drei Projekte sollen das Viertel lebenswerter machen. Sie sind Teil des im Dezember 1998 bzw. im Mai 1999 gestarteten Quartiermanagements für die Problemkieze Neuköllns und wurden gestern von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner und Bezirksbürgermeister Bodo Manegold (beide CDU) besichtigt.

Westlich der Hermannstraße, im Hermares Gewerbehof, erzählt Miteigentümer Jürgen Becker stolz, dass 90 Prozent seiner Flächen vermietet sind. Ein Handelsvertreter, ein Kurierdienst, ein Möbellager haben in den hundert Jahre alten Höfen unter anderem ihren Sitz, eine Versicherungsagentur und ein Anlagenbauer sind neu dazugekommen. Für Branoner ist der Hof Musterbeispiel, wie Arbeitsplätze in der Gegend gehalten oder neu geschaffen werden können - eines der Ziele des Quartiersmagements. Problematisch ist nur, dass viele Bewohner der Gegend für neue Dienstleistungsjobs nicht ausreichend qualifiziert sind.

In den Straßen um den Gewerbehof liegt Sperrmüll auf dem Bürgersteig, Altpapier in einem verlassenen Kinderwagen, im Park auf der Schillerpromende quellen Bierdosen aus einem Abfalleimer, jemand hat seine alten Matratzen dort abgeladen. In den nächsten Wochen werden Reinigungstrupps auf ABM-Basis die Grünanlage vom Müll befreien, später sollen ABM-Kräfte Park und Spielplätze umgestalten und in der nahen Grundschule einen Schulgarten anlegen. Schillerpromenade wie Rollberg-Siedlung leiden unter der zunehmenden Abwanderung von Erwerbstätigen und Familien mit Kindern. Auf engem Raum leben überproportional viele Sozialhilfeempfänger und Eingewanderte. In den Vierteln gibt es soziale Spannungen, Vandalismus und sie drohen weiter herunterzukommen. Für sie und 13 weitere Berliner Kieze wurden 18 Millionen Mark für das Quartiersmanagement zur Verfügung gestellt. Dabei werden meist schon bestehende Stadtteilbüros, Bildungsträger und Sozialprojekte vernetzt, wird die Initiative der Bewohner angeregt. Handel und Gewerbe sollen unterstützt und das Erscheinungsbild der Straßen verbessert werden.

In der Rollberg-Siedlung wirbt die Wohnungsgesellschaft Stadt und Land in Anzeigen um sozial unproblematische Mieter; Hochzeitspaaren werden billige Mieten versprochen. Keine neue Idee: Schon Anfang des Jahrhunderts erhoffte man mit dem Bau bürgerlicher Häuser in der Schillerpromenade, Bessergestellte anzulocken.

tob

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